Pressemitteilung upm

Wettbewerb im Gesundheitssystem

Fachtagung der Graduate School of Politics an der WWU Münster

Münster (upm), 14. November 2007

Die Graduate School of Politics (GraSP) der Universität Münster und das Zentrum für Sozialpolitik (ZeS) der Universität Bremen veranstalteten am 14. November in Münster gemeinsam eine Fachtagung zum Thema "Gesundheitsversorgung zwischen Solidarität und Wettbewerb". In der Westfälisch-Lippischen Sparkassenakademie diskutieren Experten aus Wissenschaft und Praxis über die Zukunft des deutschen Gesundheitssystems.  

Das Solidarprinzip im Gesundheitswesen erfährt in weiten Teilen der Bevölkerung große Zustimmung. Kritiker argumentieren jedoch, der Sozialstaat sei zu teuer und arbeite ineffizient. Sie fordern "mehr Wettbewerb", um die Versorgungseffizienz zu erhöhen, Innovationspotenziale freizusetzen und Wahlmöglichkeiten für Versicherte zu stärken. Tatsächlich haben Wettbewerbs- und Marktelemente in vielen Versorgungsbereichen an Bedeutung gewonnen.  

Was aber bedeutet "mehr Wettbewerb" für die solidarische Absicherung grundlegender Lebensrisiken? Gibt es Möglichkeiten, die Vorteile von Solidarität und Wettbewerb so zu kombinieren, dass alle Beteiligten davon profitieren? Die Frage, wie das Verhältnis von Solidarität und Wettbewerb im Gesundheitswesen ausgestaltet werden sollte, war Thema der Fachtagung in Münster. Hierzu hatten die Organisatoren Claudia Heilig (Universität Bremen) und Roman Böckmann (Universität Münster) renommierte Experten verschiedener Fachrichtungen eingeladen.  

Zum Auftakt der Veranstaltung setzte sich Prof. Dr. Gerd Glaeske (Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen) mit der Qualität und Wirtschaftlichkeit der Arzneimittelversorgung auseinander. In seinem Vortrag betonte er: "Nicht alle Arzneimittel sind wirkliche Innovationen: Die Gleichung 'neu bedeutet teuer' stimmt immer, die Gleichung 'neu heißt auch therapeutischer Fortschritt' stimmt dagegen nur in wenigen Fällen."  

Zur Frage der optimalen Gestaltung des Risikostrukturausgleichs als Grundlage einer "solidarischen Wettbewerbsordnung" referierte Prof. Dr. Jürgen Wasem, der an der Universität Duisburg-Essen einen Stiftungslehrstuhl für Medizinmanagement innehat. Prof. Dr. Dr. Thomas Gerlinger vom Institut für Medizinsoziologie der Uni Frankfurt thematisierte den Wettbewerb im Gesundheitswesen aus Sicht der Patienten. Aus politikwissenschaftlicher Perspektive blickte Prof. Dr. Nils C. Bandelow (Institut für Sozialwissenschaften der TU Braunschweig) auf die wettbewerbliche Transformation im ambulanten Sektor. Abgerundet wurde das Vortragsprogramm von Ricarda Klein, die sich als Pflegedirektorin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) mit der stationären Gesundheitsversorgung und der Einführung des neuen DRG-Vergütungssystems auseinandersetzte.  

Die Veranstaltung wurde mit einer Podiumsdiskussion abgeschlossen, die Simone Leiber vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung moderierte. Auf dem Podium diskutierten Helmut Schröder vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WidO), Prof. Dr. Matthias Augustin (UKE), Dirk Weller (psychonomics Markt- und Organisationsforschung) und Dr. Timm Volmer (Wyeth Pharma GmbH).  

Die Fachtagung verfolgte das Ziel, sowohl Wissenschaftlern als auch den verschiedenen Akteuren des Gesundheitswesens ein Forum zum Austausch von Ergebnissen und Diskussionsansätzen zu bieten. Sie leistete einen Beitrag dazu, verschiedene Standpunkte zu verdeutlichen und Perspektiven einer hochwertigen Gesundheitsversorgung in einem solidarischen Gesundheitssystem aufzuzeigen.  

Zu den Organisatoren: Claudia Heilig promoviert am Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen. Der Arbeitstitel der Dissertation lautet "Forschungsstandort Deutschland im internationalen Vergleich- Wirkungen und Nebenwirkungen für die Innovationspolitik der pharmazeutischen Industrie". Das Promotionsvorhaben wird betreut von Prof. Dr. Gerd Glaeske. Roman Böckmann promoviert an der Graduate School of Politics der Universität Münster. Die Dissertation mit dem Arbeitstitel "Wohlfahrtsmarkt und Regulierung. Die Private Krankenversicherung in Deutschland" wird von Prof. Dr. Klaus Schubert und Prof. Dr. Nils C. Bandelow betreut. Beide Promotionsvorhaben werden seit 2006 von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung finanziell gefördert.  

Graduate School of Politics an der WWU Münster