Pressemitteilung upm

Wo die Zeitungswelt noch in Ordnung ist

Diplomarbeit zur Zeitungsauflagenentwicklung im Münsterland

Münster (upm), 19. November 2007

Schmitz
Untersuchte in seiner Diplomarbeit an der WWU Münster die Auflagenentwicklung von Zeitungen: Jan Schmitz Foto: Eickmann (Westfälischer Anzeiger)

Während im angrenzenden Ruhrgebiet die Auflagen von Zeitungen in den vergangenen Jahren zurückgingen, verzeichneten Lokalblätter in südlichen Münsterland-Kommunen steigende Auflagenzahlen. Das Erstaunliche: Es sind die Zugezogenen, die den dortigen Lokalzeitungen zu einer ungeahnten Renaissance verholfen haben. Zu diesem Ergebnis kommt Jan Schmitz in seiner Diplomarbeit, die am Institut für Geographie der WWU Münster entstanden ist. Mit Hilfe einer Befragung von 181 Haushalten in Neubaugebieten untersuchte der Geograph in seiner Arbeit den Zusammenhang zwischen Zuzug und Auflagenzahlen in den Kommunen Haltern, Dorsten und Olfen.  

Seine Ergebnisse zeigen, dass die Ausweisung von Neubaugebieten einer der wichtigsten Motoren für die Auflagensteigerungen der örtlichen Lokalblätter war. In nahezu allen neu entstandenen Haushalten wird eine der am Ort erscheinenden Tageszeitungen gelesen (93,4 Prozent) - unabhängig davon, ob Bewohner innerhalb der Gemeinde umgezogen oder von außerhalb zugezogen sind. Über 80 Prozent abonnieren eine örtliche Lokalzeitung. 25 von 181 befragten Haushalten wurden mit dem Wohnungswechsel sogar erstmals Abonnent einer lokalen Tageszeitung. Nur fünf setzten ein vor dem Wohnungswechsel bestehendes Abonnement nicht am neuen Ort fort.  

Schmitz kommt zu dem Schluss, dass Menschen in den befragten Neubaugebieten - mit über 50 Prozent ist der Anteil Zugezogener dort sehr hoch -Lokalzeitungen nutzen, um sich schneller ihrem Wohnort zugehörig zu fühlen. Auch wenn viele von ihnen für die Arbeit noch in die Großstädte des Ruhrgebiets pendeln, bildet sich der ländliche Wohnort als Lebensmittelpunkt der oft jungen Familien heraus. Das zeigt sich ebenfalls bei der Wahl der abonnierten Zeitung: Bevorzugt gelesen werden Blätter, die sehr umfangreich über das Lokalgeschehen berichten.  

Zeitungen verschaffen zugezogenen Lesern lokale Identität und werden von ihnen entsprechend genutzt, um sich in die örtliche Gemeinschaft einzugliedern, folgert der Geograph aus seinen Ergebnissen: 83 Prozent aller Leser achten in Neubaugebieten bei der Lektüre des Lokalteils gezielt auf ihnen bekannte Personen. Ist zu Beginn des Abonnements am neuen Ort die Erfolgsquote noch sehr gering, steigert sie sich mit zunehmender Wohndauer: Nach mehr als acht Jahren am neuen Wohnort finden bereits 52 Prozent mindestens einmal wöchentlich persönlich Bekannte mit Bild oder Namen in der Zeitung.  

Das Interesse von Schmitz an dem Thema kommt nicht von ungefähr: "Ich bin im Spannungsfeld zwischen Ruhrgebiet und den ländlichen Umlandgemeinden aufgewachsen", erklärt der aus Bönen stammende 28-Jährige. Vorm Studium absolvierte er ein Volontariat beim "Westfälischen Anzeiger", währenddessen er sich erstmals mit der Entwicklung von Auflagenzahlen beschäftigte. Mittlerweile arbeitet er bei der Zeitung als Redakteur in der Lokalredaktion Werne.  

Institut für Geographie