Pressemitteilung upm

Am Anfang der Überlieferung

Akademie der Wissenschaften unterstützt langfristiges Forschungsvorhaben am Institut für Neutestamentliche Textforschung

Münster (upm), 22. November 2007

Vertragsunterzeichnung
Unterschrieben Vertrag für wissenschaftliches Langzeitvorhaben: Rektorin Prof. Nelles und Präsident Prof. Neumann (vorn, v. l.) mit Wissenschaftsminister Prof. Pinkwart, Arbeitsstellenleiter Prof. Strutwolf und Dekan Prof. Grethlein (hinten, v.l.) Foto: Peter Grewer

Wenn dieses Forschungsprojekt beendet ist, dürften die Vertragspartner längst ihren Ruhestand genießen: Auf 22 Jahre ist die Förderung eines Vorhabens am Institut für Neutestamentliche Textforschung an der Universität Münster angelegt, das die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften am Donnerstag, 22. November 2007, in ihr Programm aufgenommen hat. Einen entsprechenden Vertrag unterzeichneten Prof. Dr. Manfred J. M. Neumann, Präsident der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, und Prof. Dr. Ursula Nelles, Rektorin der WWU Münster, im münsterschen Bibelmuseum. Zwischen 2008 und 2030 stehen rund sieben Millionen Euro bereit, um die Ursprungsversion des Neuen Testaments im Forschungsprojekt "Novum Testamentum Graecum. Editio critica maior" (ECM) zu erforschen.  

Für das Vorhaben wird an der WWU Münster eine Arbeitsstelle eingerichtet, die Prof. Dr. Holger Strutwolf, Direktor des Instituts für Neutestamentliche Textforschung, leitet. Jährliche Personal- und Sachmittel in Höhe von rund 350.000 Euro erhält das Institut ab dem 1. Januar 2008. Vier neue Stellen für Wissenschaftliche Mitarbeiter werden eingerichtet, hinzu kommen weitere für studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte. Insgesamt fördert die Akademie der Wissenschaften 15 solcher Langzeitprojekte in Nordrhein-Westfalen.  

Die Vertragsunterzeichnung zeige nach dem erfolgreichen Projektantrag für das Exzellenzcluster "Religion und Politik", dass die Universität Münster über geisteswissenschaftliche Kernkompetenzen verfüge, lobte der anwesende NRW-Wissenschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart. "Wir sind stolz, dass wir ein solches Zentrum in Münster haben." Die positive Begutachtung sei eine Ehre und ein großer Erfolg, betonte auch Prof. Neumann. Rektorin Prof. Nelles zeigte sich erfreut über die langfristige Finanzierung des Projekts durch die Akademie der Wissenschaften.  

Prof. Strutwolf und seine Mitarbeiter wollen mit dem Vorhaben eine neue historisch-kritische Ausgabe des Neuen Testaments ermöglichen. Bislang basiert das Werk noch auf so genannten "Großen Ausgaben" aus den Jahren 1872 bis 1913. Mittlerweile hat sich die Zahl der gefundenen Handschriften vervierfacht - allein in seiner griechischen Ursprache sind über 5700 erhalten. Um herauszufinden, wie die Texte untereinander zusammenhängen, untersuchen die Bibelforscher nicht nur griechische Handschriften, sondern auch Zitate alter christlicher Schriftsteller in lateinischen, koptischen und syrischen Übersetzungen. Daraus erhoffen sich die Wissenschaftler wiederum Rückschlüsse auf die griechischen Handschriften, die diesen Übersetzungen zugrunde lagen.  

Die Abweichungen in den verschiedenen Schriften kamen meist nicht durch unkonzentrierte Schreiber oder bewusste Veränderungen zustande. Viele Schriftkundige verwendeten für ihren Text mehrere Vorlagen und vermischten dadurch die Texte. Mit Hilfe eines computergestützten Verfahrens wollen die Forscher am Institut für Neutestamentliche Textforschung der WWU rekonstruieren, welche Schriften am Anfang standen. Seit 1997 sind bereits Lieferungen in gedruckter Form erschienen. Künftig werden das gesamte Material und die Programme, die hinter der ECM stehen, Nutzern im Internet zur Verfügung gestellt.  

 

Institut für Neutestamentliche Textforschung