Pressemitteilung upm

Rituale gelten auch für Forscher

Neu an der WWU Münster: Ethnologe Prof. Dr. Guido Sprenger

Münster (upm), 21. Dezember 2007

Sprenger
Zu Feldforschungen weilte der Ethnologe Prof. Dr. Guido Sprenger zwei Jahre in Laos. Foto: Peter Sauer

Rituale, wie etwa der Verzehr von selbstgebranntem Alkohol, gelten auch für Forscher: Davon kann Prof. Dr. Guido Sprenger, neu am Institut für Ethnologie der Universität Münster, nach mehr als zweijährigen Feldforschungen in Laos ein Lied singen.  

In der Demokratischen Volksrepublik Laos (Südostasien) gibt es mehr als 49 ethnische Volksgruppen, darunter die Rmeet. Rituale sind dort an der Tagesordnung und für Westeuropäer nicht ganz ungefährlich. Das schreckte Prof. Sprenger, seit kurzem Juniorprofessor am Institut für Ethnologie der WWU, aber nicht ab. Insgesamt zwei Jahre betrieb er Feldforschungen in Laos. "Es gibt nicht wenig Rituale, da muss man selbstgebrannten Alkohol trinken, um überhaupt dabei sein zu können, auch als Forscher. Vor allem, wenn ein Schamane in Trance geht."  

Prof. Sprenger hat alles unbeschadet überstanden, und er blickt gerne zurück. Denn der 40-Jährige war weltweit erst der zweite Ethnologe überhaupt, der die Rmeet erforscht hat. Sein Vorgänger tat dies zuletzt vor 70 Jahren. Zu Sprengers Hauptarbeitsgebieten zählt Laos im Kulturwandel. Die Erforschung von Ritualen, Gesellschaftskonzepten, Mythologien, Identitätsbildungsprozessen, interkulturellen Beziehungen und Sexualität gehören zu den Forschungsschwerpunkten des Ethnologen.  

Für Münster entschied sich der Vater zweier Töchter, weil das hiesige Institut für Ethnologie einen "sehr guten Südostasienschwerpunkt" hat und sich durch einen "weiterentwickelten Strukturalismus" auszeichnet. Vor Antritt seiner Professorenstelle in Münster war Sprenger Postdoctoral Fellow am Institute of Ethnology Academia Sinica in Taipei (Taiwan): "Im direkten Vergleich erscheint Münster unglaublich entspannt, großstädtisch zwar, aber ruhig und sicher". Sprenger beherrscht neben Englisch, Französisch und Niederländisch auch die hochlandsüdostasiatische Mon-Khmer-Sprache der Rmeet fließend. Dazu kommen Grundlagen in Chinesisch und Lao. Seine Magisterarbeit schrieb er über "Erotik und Kultur in Melanesien (Ozeanien). "Mädchen bringen den Jungen etwa beim Liebesspiel Kratzer bei - nicht aus reiner Lust, sondern vor allem aus Statusgründen, damit es jeder sieht."  

Am Institut für Ethnologie will Prof. Sprenger mithelfen, einen "hervorragenden Master-Studiengang aufzubauen". Auch möchte er China in die Südostasienforschungen stärker als bisher mit einbeziehen. Etwa wenn es um die Beziehung zwischen Staat und Minderheiten geht. Privat schreibt Guido Sprenger surrealistische Kurzgeschichten, interessiert sich für chinesische Malerei und schaut gerne Filme von David Lynch. Die Ethnologie ist für ihn nicht nur die Wissenschaft fremder Kulturen, sondern "eine besondere Art, die Welt zu sehen".  

 

Institut für Ethnologie