Pressemitteilung upm

Bedrohten Sprachen auf der Spur

Neu an der WWU Münster: Prof. Dr. Nikolaus Himmelmann

Münster (upm), 16. Januar 2008

Himmelmann
Prof. Dr. Nikolaus Himmelmann vom Institut für Allgemeine Sprachwissenschaft der WWU Münster setzt sich für bedrohte Sprachen ein. Foto: Peter Sauer

1995 starb der letzte Sprecher der australischen Sprache Martuthunira. Das Niederdeutsche wird vielerorts nur noch von wenigen älteren Menschen gesprochen. Auf allen Kontinenten sind Sprachen und Dialekte vom Untergang und Vergessen bedroht. Das möchte Prof. Dr. Nikolaus Himmelmann verhindern. Der Sprachwissenschaftler ist neuer Professor für "Allgemeine Sprachwissenschaft mit Schwerpunkt Theorie und Empirie der Grammatikforschung" am Institut für Allgemeine Sprachwissenschaft der Universität Münster.  

Die Rettung der Sprachenvielfalt ist Prof. Himmelmann ein großes Anliegen: "So wie jede biologische Spezies zur Vielfalt des Lebens beiträgt, stellt auch jede Sprache einen einzigartigen Schatz von Ideen und Ausdrucksmöglichkeiten dar." Zu seinen Hauptarbeitsgebieten zählt die Feldforschung, bisher nicht beschriebene Sprachen in Ton, Bild und Schrift digital zu dokumentieren. Die Datenbank umfasst bereits rund 100 Stunden Sprachaufnahmen, etwa mit Beispielen von Toten-Ritualen der Urvölker. Außerdem wirkt der bisher als Professor an der Ruhr-Universität Bochum tätige Forscher am Aufbau von Lehrmaterialien und Schriftsystemen für die Mitglieder einer jeweiligen Sprachgemeinschaft mit. Dazu gehört auch die Erstellung von Textsammlungen und Wörterbüchern, auch speziell für Kinder.  

Ein zweites Arbeitsgebiet ist die Grammatiktheorie. Nikolaus Himmelmann vergleicht hier die unterschiedlichen Sprachen auf typologische Strukturen. Auch wie sich soziale Verhältnisse in Sprache ausdrücken, beschäftigt den gebürtigen Marburger. Demnächst reist er nach Papua-Neuguinea, um sprachliche Feldforschungen vor Ort zu betreiben.  

An seinem neuen Arbeitsplatz Münster fasziniert den neuberufenen Hochschullehrer das "komplette geisteswissenschaftliche Programm der Uni mit großer Fächervielfalt und Spezialisierung, wie etwa Ägyptologie und Ethnologie". Den leidenschaftlichen Fußgänger ("Ich besitze gar kein Auto.") erfreut aber auch die Überschaubarkeit der Stadt. Am Institut für Sprachwissenschaft will er in den kommenden zwei Jahren einen gut funktionierenden Masterstudiengang und ein praxisnahes Promotionsprogramm auf den Weg bringen und die Arbeit des Instituts in der Öffentlichkeit bekannter machen.  

Entspannung findet Prof. Himmelmann beim Wandern im Schwarzwald, bei kilometerlangen Strandläufen am Meer und bei indischen Bollywood-Filmen. Auch Ethnomusik, etwa aus Indonesien, sowie "schräger Jazz" sorgen für die nötige Zerstreuung.  

 

Institut für Allgemeine Sprachwissenschaft