Pressemitteilung upm

Das Pulsieren der Magmakammern

Forschungsarbeit von Geophysikern aus Bochum und Münster

Münster (upm), 04. April 2008

Geysir
Castle-Geysir im Yellowstone-Nationalpark in den USA Foto: Andrea Hampel

Zweimal in den letzten zwanzig Jahren wechselte die Richtung, in der sich zwei riesige Krustenblöcke im Nordwesten der USA aneinander vorbei bewegten: Diesen untypischen Befund konnten Geophysiker der Universitäten Bochum und Münster jetzt aufklären. Der Wechsel der Bewegungsrichtung wird verursacht durch die wechselnden Druckverhältnisse der unterirdischen Magmakammern im Yellowstone-Nationalpark. Den Zusammenhang wiesen die Forscher Dr. Andrea Hampel und Prof. Dr. Ralf Hetzel mit Computersimulationen der tektonisch-magmatischen Aktivität des Yellowstone-Gebiets nach. Ihre Studie ist in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Geophysical Research Letters" veröffentlicht.  

Die weltberühmten Geysire und heißen Quellen des Yellowstone-Nationalparks sind Anzeiger für Gesteinsschmelzen und zirkulierende heiße Gewässer in der Tiefe. Das Aufsteigen dieser Schmelzen aus dem Erdmantel und ihre Erstarrung führen zu Druckschwankungen im Untergrund, die wiederum zu einer großräumigen zyklischen Hebung und Absenkung der Erdoberfläche führen. Dieses Pulsieren des Yellowstone-Gebiets wurde durch Messungen 1923, 1976 und 1988 erstmals belegt und seit zwanzig Jahren mit hochmodernen satellitengestützten Vermessungsmethoden dokumentiert. Das Gebiet hebt und senkt sich um mehrere Zentimeter pro Jahr. Seit 1976 kehrte sich die Bewegungsrichtung ungefähr alle zehn Jahre um.  

Dass durch vulkanische Aktivität Bruchzonen ("Störungen") in der Erdkruste entstehen können, ist schon länger bekannt. Ob ältere Bruchzonen tektonischen Ursprungs jedoch auch von solchen magmatischen Prozessen im Untergrund beeinflusst werden, war bislang unklar. Die 70 Kilometer lange Teton-Störung befindet sich etwa zwanzig Kilometer südlich des Yellowstone-Nationalparks und ist in den letzten Jahrmillionen durch Dehnung der Erdkruste entstanden. Erst vor rund zwei Millionen Jahren kam der Magmatismus im Yellowstone-Gebiet hinzu. "Auffällig an der Teton-Störung ist, dass sich dort zwei Krustenblöcke aneinander entlang schieben, die innerhalb weniger Jahre immer wieder die Richtung gewechselt haben", erklärt Andrea Hampel.  

Hampel und Hetzel modellierten das Yellowstone-Gebiet inklusive zweier Magmakammern und der Teton-Störung auf der Grundlage geodätischer Daten im Computer und ließen das Pulsieren der Magmakammern virtuell ablaufen. Dabei zeigte sich, dass die Bewegungsumkehr an der Teton-Störung zeitlich mit dem Wechsel zwischen den Druckschwankungen der Magmakammern und damit mit der Hebung und Absenkung des Yellowstone-Gebiets korreliert. "Somit besteht ein enger Zusammenhang zwischen der intensiven magmatischen Aktivität im Yellowstone-Gebiet und aktiven Störungen in der Umgebung", folgert Andrea Hampel.  

Quelle: Hampel, A., and R. Hetzel (2008), Slip reversals on active normal faults related to the inflation and deflation of magma chambers: Numerical modeling with application to the Yellowstone-Teton region, Geophys. Res. Lett., 35, L07301, doi:10.1029/2008GL033226  

 

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