Pressemitteilung upm

Wahrheit und Gewalt

Forschungsprojekt über Folter in Konstanz und Münster

Münster (upm), 25. April 2008

Mit dem immer noch aktuellen Phänomen der Folter befasst sich ein Forschungsprojekt von Literaturwissenschaftlern und Rechtswissenschaftlern der Universitäten Konstanz und Münster, das die VolkswagenStiftung mit insgesamt 461.000 Euro fördert.  

Anlass für das Forschungsprojekt "Wahrheit und Gewalt. Der Diskurs der Folter", das Prof. Dr. Thomas Weitin von der Universität Konstanz sowie Prof. Dr. Thomas Gutmann, Prof. Dr. Detlef Kramer und Prof. Dr. Peter Oestmann von der Universität Münster bearbeiten werden, sind aktuelle Debatten um die mögliche Legitimität der "Rettungsfolter", wie sie beispielsweise durch den Fall des ehemaligen Frankfurter Vize-Polizeipräsidenten entfacht wurden, der einem Kindesentführer Folter androhte, um das Opfer zu retten. Zugleich lässt sich beobachten, dass es eine neue Form der in Film und Fernsehen verbreiteten Folter gibt. Folter erscheint hier oft als effektiv und mithin legitimiert. Die Wissenschaftler gehen von einer schleichenden Relativierung der bislang weithin akzeptierten Ächtung der Folter aus.  

Das von der VolkswagenStiftung geförderte Kooperationsprojekt der Universitäten Konstanz und Münster ist angesiedelt an der Schnittstelle zwischen Rechts- und Literaturgeschichte. Um die Wahrnehmung der Folter nachvollziehen zu können, müssen drei Dimensionen in Betracht gezogen werden: eine normative, rechtliche und moralische Ebene, eine historische und eine ästhetische Ebene der bildenden Kunst und Literatur, in der Gewalt verarbeitet wird.  

Vier Teilprojekte fächern das Thema "Wahrheit und Gewalt" auf und sollen in eine umfassende Buchveröffentlichung münden. Teilprojekt 1 geht den Konsequenzen der Sichtbarkeit der Folter speziell durch die Medien nach und spannt dabei den Bogen von der Literatur bis zum Fernsehen und den digitalen Medien. Teilprojekt 2 untersucht gezielt die Auseinandersetzung mit der Folter in den literarischen Werken von E.T.A. Hoffmann und Franz Kafka, während Teilprojekt 3 untersucht, inwieweit die Untastbarkeit der Menschenwürde durch die sogenannte "Rettungsfolter" inzwischen infrage steht. Im Teilprojekt 4 schließlich werden die bislang kaum erforschten Prozessakten des Hochstifts Paderborn auf rechtmäßige und rechtswidrige Folter genauer untersucht.  

 

VolkswagenStiftung