Pressemitteilung upm

Von Parasiten und Planeten

Drei neue DFG-Schwerpunktprogramme an der Universität Münster

Münster (upm), 29. April 2008

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet 16 weitere Schwerpunktprogramme ein. Davon werden drei von Wissenschaftlern der Universität Münster koordiniert. Die Programme, die ab Anfang 2009 wichtige neue Fragestellungen in der Grundlagenforschung bearbeiten und so spürbare Impulse zur Weiterentwicklung der Forschung geben sollen, wurden aus 48 eingereichten Konzepten ausgewählt, so die DFG. Sie werden ab Januar 2009 in einer ersten Förderperiode von zwei beziehungsweise drei Jahren mit jährlich insgesamt 28,8 Millionen Euro gefördert.  

Eines der münsterschen Programme ist im Fachbereich Lebenswissenschaften angesiedelt. Unter der Leitung von Koordinator Prof. Dr. Joachim Kurtz vom Institut für Evolution und Biodiversität erforschen die beteiligten Wissenschaftler die Interaktion zwischen Wirten und Parasiten, die als eine der wichtigsten Antriebskräfte der Evolution gilt: Das Schwerpunktprogramm "Host-Parasite Coevolution - Rapid Reciprocal Adaptation and its Genetic Basis" will den Mechanismus des gegenseitigen Anpassungsprozesses aufklären. Durch die Verknüpfung verschiedenster Ansätze soll dabei vor allem die Lücke zwischen den bestehenden theoretischen Modellen und Freilanduntersuchungen einerseits und molekulargenetischen Laboruntersuchungen andererseits geschlossen werden. Evolutionsbiologen und Bioinformatiker wollen hierzu ebenso beitragen wie Immunologen und Parasitologen.  

Im Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften wird im Schwerpunktprogramm "Wissenschaft und Öffentlichkeit: Das Verständnis fragiler und konfligierender wissenschaftlicher Evidenz" untersucht, wie sich die Verbreitung und die Aufnahme von Wissenschaft in der Öffentlichkeit durch die modernen Informationstechnologien verändern. Koordinator des Projekts ist Prof. Dr. Rainer Bromme vom Psychologischen Institut III. Ausgehend von dem immer einfacheren Zugriff auf wissenschaftliche Informationen und den damit verbundenen steigenden Erwartungen an die Problemlösungsfähigkeit von Wissenschaft fragt das Programm nach den Bedingungen und den Prozessen des Wissenschaftsverständnisses bei Laien. In enger Verbindung von Kommunikationswissenschaft, Wissenschaftssoziologie, Psychologie, empirischer Pädagogik und naturwissenschaftlicher Fachdidaktik will das Programm zunächst die wissenschaftsbezogene Informationssuche im Internet systematisch analysieren. Weitere Themenschwerpunkte sind die Rezeption von Wissenschaft in Massenmedien und Unterhaltungsangeboten sowie die Vermittlung wissenschaftlicher Denkweisen und Erklärungsmuster in Museen und Schulen.  

Ein weiteres Projekt, das von Prof. Dr. Klaus Mezger vom Institut für Mineralogie gemeinsam mit Privatdozent Dr. Mario Trieloff aus Heidelberg koordiniert wird, ist im Fachbereich Geowissenschaften angesiedelt. Im Fokus steht die Frage, wie der Planet Erde und das Sonnensystem im Frühstadium entstanden sind. Wesentliche neue Erkenntnisse erhoffen sich die Wissenschaftler von den extraterrestrischen Proben aus Meteoritensammlungen und präsolarer Materie, die von der erfolgreichen STARDUST-Mission der NASA 2006 zur Erde gebracht wurden. Teile des extrem kostbaren und seltenen Materials sollen nun in dem Schwerpunktprogramm "The First 10 Million Years of the Solar System - a Planetary Materials Approach" untersucht werden, und zwar im engen nationalen und internationalen Zusammenspiel von Kosmochemikern, Mineralogen, Geochemikern und Astrophysikern.  

Das wichtigste Kennzeichen - und das Erfolgsrezept - der DFG-geförderten Schwerpunktprogramme ist die enge nationale und internationale Vernetzung der geplanten Forschungen, so die DFG. Ihr Arbeitsgebiet muss im Wesentlichen neu sein. In ihrer Thematik, der gewählten Methodik oder den eingegangenen Kooperationen sollen die Schwerpunktprogramme eine neue Qualität der Forschung erreichen. Auch die enge Einbeziehung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist Bestandteil aller Schwerpunktprogramme und Voraussetzung für eine Förderung. Die Schwerpunktprogramme arbeiten in der Regel sechs Jahre. Mit den nun bewilligten 16 neuen Einrichtungen fördert die DFG künftig insgesamt 120 Schwerpunktprogramme.  

 

 

DFG / neue Schwerpunktprogramme