Pressemitteilung upm

Recht und Politik

Universität Münster trauert um Prof. Dr. Erich Küchenhoff

Münster (upm), 04. Juni 2008

Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster trauert um Professor Dr. Erich Küchenhoff, der am 23. Mai 2008 im Alter von 85 Jahren verstorben ist.  

Küchenhoff wurde am 30. Juni 1922 in Liegnitz (Niederschlesien) geboren. Nach Kriegsteilnahme und Kriegsgefangenschaft von 1940 bis 1947 studierte er an der Universität Münster von 1946 bis 1950 Rechtswissenschaft und beteiligte sich tatkräftig an der Instandsetzung und dem Wiederaufbau der Universitätsgebäude. Nach Ablegung der Ersten Juristischen Staatsprüfung war er seit 1950 Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Steuerrecht der Universität Münster. 1956 wurde Küchenhoff mit einer Dissertation über vergleichendes Verfassungsrecht promoviert, 1965 habilitierte er sich mit der Schrift "Möglichkeiten und Grenzen begrifflicher Klarheit in der Staatsformenlehre". Ihm wurde die venia legendi für Öffentliches Recht und Politische Wissenschaften verliehen und eine Dozentur übertragen. 1970 wurde er ebenfalls an der Universität Münster zum Wissenschaftlichen Rat und Professor für Öffentliches Recht und Politische Wissenschaft ernannt. Auf dieser Stelle wirkte er, bis er im Juli 1987 in den Ruhestand trat.  

Wissenschaftliche Verdienste hat Erich Küchenhoff auf verschiedenen Gebieten erworben: So hat er intensiv an der 2. Auflage des Grundgesetz-Kommentars von Hermann von Mangoldt und Friedrich Klein mitgearbeitet, die folgenreich vor allem für die Grundrechtsdogmatik war. Die gemeinsam mit seinem Onkel Günther Küchenhoff verfasste "Allgemeine Staatslehre" hat in acht Auflagen (zuletzt 1977) Generationen von Jurastudenten wichtige Grundkenntnisse vermittelt. Mit seinen Beiträgen zur Presse- und Versammlungsfreiheit sowie zur Gleichberechtigung von Mann und Frau hat er Impulse zum Ausbau des sozialen Rechtsstaats geliefert.  

Öffentliches Recht und Politische Wissenschaften waren für Erich Küchenhoff nicht nur Gegenstand wissenschaftlicher Forschung und Lehre, sondern gelebte Praxis. Von 1973 bis 1975 war er für die SPD Mitglied des Landtags Nordrhein-Westfalen, von 1975 bis 1979 Ratsherr der Stadt Münster. Von 1979 bis 1985 gehörte er dem Prüfungsausschuss für Kriegsdienstverweigerer, von 1980 bis 1991 dem Rundfunkrat des Westdeutschen Rundfunks an. Viele Jahre war er im Beirat der Gustav-Heinemann-Initiative und der Humanistischen Union, im Parteirat der SPD und im Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Juristinnen und Juristen, die ihn zu ihrem Ehrenpräsidenten machte. Für sein gesellschaftliches und politisches Engagement erhielt Erich Küchenhoff 1983 den Fritz Bauer-Preis der Humanistischen Union und am 27. Mai 2001 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse.  

Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster wird Prof. Dr. Erich Küchenhoff stets ein ehrendes Andenken bewahren.  

 

Rechtswissenschaftliche Fakultät der WWU Münster