Pressemitteilung upm

Religionsgeschichte des Alten Orients

Abschiedsvorlesung des Theologen Prof. Dr. Rainer Albertz

Münster (upm), 10. Juli 2008

Albertz
Prof. Dr. Rainer Albertz Foto: Köhler

Prof. Dr. Rainer Albertz vom Alttestamentlichen Seminar der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität hält am Montag, 14. Juli 2008, um 10.15 Uhr in der Aula des Schlosses zu Münster seine Abschiedsvorlesung über "Die vergessene Heilsmittlerschaft des Mose". Albertz gehört zu den herausragenden Forschern der Evangelischen Theologie. Sein Fachgebiet ist das Alte Testament und die Religionsgeschichte des Alten Orients. Er hat die Forschungsinitiative zum Zusammenhang von Religion und Politik im "Excellenzcluster" der WWU mit initiiert.  

Geboren 1943 in Oberschlesien, aufgewachsen unter anderem in Berlin als Sohn des bekannten SPD-Politikers und zeitweiligen regierenden Bürgermeisters Heinrich Albertz war er nach seinem Theologiestudium in Berlin und Heidelberg zunächst als akademischer Lehrer in Heidelberg, später an der Universität Siegen tätig. Die enge Verbindung von biblischen und orientalistischen Studien prägte sein Wirken von Anfang an. Zu den entscheidenden Entdeckungen seiner frühen Arbeiten gehört die Einsicht, dass hinter und neben der priesterlichen und schriftgelehrten Theologie der biblischen Texte eine große Vielfalt an persönlichen Frömmigkeits- und Religionsformen erkennbar wird, die mit dem Bild, das die offizielle Religion von sich vermittelt, keineswegs immer übereinstimmt. In seinem großen Hauptwerk, der "Religionsgeschichte Israels in alttestamentlicher Zeit", zeichnete Albertz den religionsinternen Pluralismus in den Epochen einer mehr als 1000jährigen Entwicklungsgeschichte nach. Damit erreichte er einen internationalen Durchbruch und Neuansatz in der Bibelexegese.  

Bereits kurz nach seiner Berufung nach Münster im Jahr 1995 bemühte sich Prof. Albertz um die Vernetzung der altertumswissenschaftlichen Fächer an der WWU. Es gelang ihm, über 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einem Sonderforschungsbereich (SFB) über "Funktionen von Religion in antiken Gesellschaften des Vorderen Orients" zu vereinen. Darüber hinaus regte er eine Vielzahl von internationalen Kooperationen und Tagungen von Wissenschaftlern aus Israel, Europa und den USA an und ist Mitbegründer der European Association of Biblical Studies. In Münster entstand seine Untersuchung zur Exilszeit Israels, die 2001 mit dem Forschungspreis der WWU ausgezeichnet wurde. Es folgten zahlreiche Arbeiten zur Familienreligion und Veröffentlichungen zu nahezu allen Gebieten der Bibelwissenschaft.  

Aus dem Sonderforschungsbereich ging als feste Einrichtung das "Centrum für die Kulturen des östlichen Mittelmeerraums" hervor. Studierende der Theologien und Geisteswissenschaften haben hier die in Europa einmalige Möglichkeit, unter fachkundiger Anleitung von Spezialisten auf nahezu allen Gebieten der Geschichte, Archäologie, Orientalistik, Klassische Philologie, Ägyptologie, Islamkunde, Judaistik, Theologie und Religionswissenschaft fächerübergreifend zu studieren und zu forschen.  

Dem Gegenwartsbezug, den seine historischen Arbeiten stets aufweisen, ist es zu danken, dass nun auch die Bibelexegese in dem Exzellenzcluster, das sich den Fragen des Verhältnisses von Religion und Politik in der Moderne und den Hintergründen der aktuellen Religionskonflikte widmet, ihren festen Platz einnimmt. Hier wird sich Prof. Albertz in den nächsten Jahren als Senior-Professor der Erforschung der Mechanismen von religiöser Integration und Ausgrenzung widmen.  

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