Pressemitteilung upm

Sprengstoffexperten auf vier Pfoten

Niederländische Spürhunde zu Gast im Institut für Anorganische und Analytische Chemie

Münster (upm), 14. Juli 2008

Sprengstoffhund
Spürhund Kelly und Hundeführer Rick von Vulpen Foto: Grewer

Aufgeregt scharwenzelt Kelly um Herrchen Rick von Vulpen herum. Als das Startkommando ertönt, steuert sie zielstrebig auf einen Stapel Kartons im Labor zu. Sie schnüffelt an der Pappe, legt den Kopf schief und schnüffelt weiter. Dann wendet sie sich um und steckt ihre lange Schnauze vorsichtig in einen Laborschrank voller Plastikflaschen, Reagenzgläser und Kolben. Plötzlich setzt sie sich. Test bestanden: Die Spürhündin der "Koninklijke Marechaussee", der niederländischen Grenzpolizei, hat Spuren der hochexplosiven Verbindung Triacetontriperoxid (TATP) im Institut für Anorganische und Analytische Chemie der WWU Münster gefunden.  

Doch statt mit dem Fund einen Alarm auszulösen, gibt es für die belgische Schäferhündin einen anerkennenden Klaps auf die Flanke. Es ist nur eine Übung: Die drei Spürhunde Kelly, Rex und Billy, alle ausgebildet bei der Hundestaffel der niederländischen Polizei "Korps Landelijke Politiediensten" (KLPD), sind heute (14. Juli 2008) mit ihren Herrchen aus den Niederlanden nach Münster gekommen, um für den Ernstfall zu proben. "Wir haben die Übung in ein Labor verlegt, um zu testen, ob die Hunde TATP auch zwischen vielen ablenkenden Gerüchen finden", sagt Verhaltensbiologin Dr. Adee Schoon von der KLPD.  

Sie steht neben Kelly und notiert jede Bewegung der milchbraunen Hündin. "Die niederländische Polizei arbeitet seit einigen Jahren mit unserem Arbeitskreis zusammen", erklärt Dr. Martin Vogel. Er ist Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe des Analytischen Chemikers Prof. Dr. Karst, in der unter anderem Methoden zur Untersuchung von Sprengstoffen entwickelt werden. In den Jahren 2001 bis 2005 hat die Arbeitsgruppe, seinerzeit an der Universität Twente, mehrere Methoden zur Analytik von TATP entwickelt. Über einige Publikationen wurde die niederländische Polizei auf die Forschungsaktivitäten der Gruppe von Prof. Karst aufmerksam, suchte den Kontakt zu den Analytikern in Twente und begann eine intensive Zusammenarbeit mit ihnen. Seit dem Umzug nach Münster im Jahr 2005 präpariert Björn Meermann, Doktorand in der Gruppe Karst, die Trainingshilfsmittel für die niederländischen Spürhunde.  

TATP ist seit über 100 Jahren als Explosivstoff bekannt. Zu Herstellung benötigt man im wesentlichen zwei Komponenten, die in jeder Drogerie erhältlich sind. Das mache den Sprengstoff so interessant für Terroristen und "Hobbychemiker", so Dr. Vogel. Und das ist nicht die einzige Gefahr: Der Stoff sei nur schwer kontrollierbar und äußerst instabil. Deshalb haben die Chemiker auch nur kleine Menge im Milligrammmaßstab im Labor versteckt, die höchstens verpuffen, wenn sie Hundeschnauzen beim Suchen versehentlich anstoßen. "Eigentlich sind die Hunde aber so trainiert, dass sie schon beim Geruch nach Sprengstoffen anschlagen" sagt Vogel. Normalerweise durchforstet Kelly auf diese Weise mit Polizist von Vulpen herrenloses Gepäck und Flugzeuge am Amsterdamer Flughafen Schiphol. Nach Dienstschluss sei sie dann ein "ganz normaler Haushund", wie ihr Herrchen betont. "Sie apportiert einfach gern."  

 

Institut für Anorganische und Analytische Chemie