Pressemitteilung upm

Internettelefonie leicht gemacht

Studierende der Psychologie entwerfen benutzerfreundliche Anleitungen

Münster (upm), 18. Juli 2008

Internettelefonie
Torsten Porsch und Studentin Sophia Becker testen "Skype leicht". Foto: jri

Die Tochter verbringt ein Erasmus-Jahr in Frankreich. Zwar ist ihre dortige WG mit dem schnellsten Internetanschluss ausgerüstet, doch für den guten alten Festnetzanschluss fehlt das nötige Kleingeld. Kein Problem für die heutige Studierendengeneration: Sie schnappt sich ein Headset und telefoniert via Internet mit Freunden und Familie in der Heimat. Probleme machen höchstens die Eltern. Die haben zwar einen Computer und können E-Mails schreiben, doch "Skypen", das Telefonieren mit einem Programm über das Internet, ist für sie noch ein Fremdwort.  

"Aus dieser Situation heraus entstand unsere Idee", erklärt Psychologie-Studentin Sophia Becker. Sie hat im Sommersemester gemeinsam mit sechs Kommilitonen eine Online-Anleitung entwickelt, die Eltern einfach und übersichtlich erklärt, wie man das Programm benutzt. Die Projektarbeit war Teil des Seminars "Lernen mit Multimedia" bei Torsten Porsch, der in der Arbeitseinheit Pädagogische Psychologie an der WWU Münster Wissenschaftlicher Mitarbeiter ist. In insgesamt vier Gruppen entwarfen die Studierenden multimediale Erläuterungen, die Laien nach kognitionspsychologischen Erkenntnissen optimal anleiten sollen.  

"Die Projekte sind praxisbezogene Fingerübungen", sagt Porsch. Entstanden sind neben der Instruktion für "Skype" eine Homepage für Küchenanfänger, eine Fahrradreparatur-DVD für Grundschüler und ein Lehrfilm für Senioren, in dem die Studierenden exemplarisch die Nutzung eines Handys erklären. Bei allen Projekten arbeiteten die Studierenden nach bestimmten Prinzipien: So zeigen Studien, dass der größte Erfolg erzielt wird, wenn Lernende nicht von überflüssigen Details abgelenkt werden, sondern sich auf eine Sache konzentrieren können. Ebenfalls hilfreich ist es, wenn sie sich ihr Wissen durch Ausprobieren selbst aneignen und es ihnen nicht vorgesetzt wird. Zudem sprechen alle Projekte eine bestimmte Zielgruppe an, für die die Studierenden eine passgenaue Aufbereitung wählten.  

"Wir wollten etwas Bedarfsorientiertes machen", skizziert Becker die Idee ihrer Gruppe. Eltern, deren Kinder aus dem Ausland nur noch über den Computer telefonieren, stünden häufig hilflos da. Hier soll "Skype leicht" Abhilfe schaffen. "Computergrundkenntnisse setzen wir für unsere Anleitung aber voraus", schränkt sie ein. Schritt für Schritt zeigt das Programm, wie man jemanden über das Internet anruft, einen Namen in die Adressliste einfügt oder ausprobiert, ob das Headset wirklich funktioniert. Dafür laufen kurze Szenen mit der Originalbenutzeroberfläche von "Skype" ab, in denen gezeigt wird, in welches Feld was gehört und welcher Button angeklickt werden muss. Eine Stimme kommentiert das Vorgehen langsam und in einfachen Worten. Über eine Menüleiste können Nutzer steuern, ob sie etwas überspringen oder einen Schritt erneut ansehen wollen.  

Die nun entstandenen Projekte sind zwar nicht öffentlich zugänglich, doch könnten die Erkenntnisse der angehenden pädagogischen Psychologen künftig allen Multimedia- und Softwarenutzern zugute kommen: "Es gibt noch viel Unwissen in diesem Bereich", sagt Porsch. Viele Anleitungen genügten kognitionspsychologischen Erkenntnissen nicht. Unternehmensberatungen oder Softwaredesigner griffen deshalb zunehmend auf die Hilfe pädagogischer Psychologen zurück, um Anwendungen zu verbessern. In ihrem letzten Praktikum sollte Becker etwa eine DVD erstellen, mit der sich Nutzer auf Bewerbungsgespräche vorbereiten können. Jetzt ist sie sich sicher: "Nach diesem Seminar hätte ich noch viel mehr Wissen einbringen können!"  

Fachrichtung Psychologie