Pressemitteilung upm

Vortrag im Linienbus

Antrittsvorlesung der Politikwissenschaftlerin Dr. Heike Walk

Münster (upm), 17. Juli 2008

Bürgerbus
Antrittsvorlesung im Linienbus: Privatdozentin Dr. Heike Walk über bürgerschaftliches Engagement am Beispiel der Bürgerbusse. Foto: Grewer

Diese Fahrt von Münster nach Nottuln wird Busfahrer Bernhard Berner vom Regionalverkehr Münsterland (RVM) so schnell nicht vergessen: In seinem Schnellbus S60, in dem sonst Pendler und Münster-Besucher auf der Heimfahrt in die Baumberge dösen, drängten sich am Donnerstagnachmittag (17. Juli 208) Professoren und Presseleute, um die vermutlich erste Antrittsvorlesung in einem Linienbus zu hören. Dr. Heike Walk, neue Privatdozentin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Münster, referierte zwischen den Haltestellen "Platz der weißen Rose" an der münsterschen Scharnhorststraße und dem Busbahnhof in Nottuln über "Bürgerschaftliches Engagement".  

Dass der nach erfolgreicher Habilitation traditionelle Vortrag nicht wie üblich im Hörsaal sondern in einem Bus stattfand, hatte auch etwas mit dem gewählten Thema zu tun: Als Beispiel für bürgerschaftliches Engagement hatte sich Politikwissenschaftlerin Walk nämlich Bürgerbusse ausgesucht, die im Münsterland bereits auf acht Linien betrieben werden und auch in Ostdeutschland immer beliebter werden. Sie werden in der Regel von privaten Initiativen als Verein gegründet, um Lücken im öffentlichen Personennahverkehr, sowohl räumlich als auch zeitlich, auszugleichen. Die Bürgerbusvereine arbeiten ehrenamtlich, werden häufig von Kommunen oder Verkehrsunternehmen und durch Spenden unterstützt. Meist betreiben die Vereine einen oder mehrere Kleinbusse mit bis zu acht Sitzplätzen, für die kein besonderer Busführerschein notwendig ist. Gefahren werden die Bürgerbusse ehrenamtlich von Vereinsmitgliedern.  

In ihrem Vortrag stellte Dr. Walk die 1985 in Westdeutschland gegründete Bürgerbus-Bewegung als beispielhaft und vorbildlich für bürgerschaftliches Engagement und zivilgesellschaftliches Ehrenamt vor. Dabei räumte sie mit dem Vorurteil auf, in den ostdeutschen Bundesländern sei ehrenamtliches Engagement noch immer unterentwickelt. Nicht nur das Beispiel der Flutkatastrophe 2002, auch die seit 2004 in Brandburg erfolgreich fahrenden Bürgerbusse zeigten, wie verbreitet auch in Ostdeutschland die "Praxis des Helfens" sei.  

Nach Konzerten und Lesungen, mit denen der Regionalverkehr Münsterland die Fahrgäste seiner Schnellbuslinien bereits unterhalten hat, bildete der wissenschaftliche Kurzvortrag der Politikwissenschaftlerin eine willkommene Neuerung. Eine Premiere war schließlich auch die feierliche Überreichung der Habilitationsurkunde durch Fachbereichsdekan Prof. Dr. Hansjörg Scheerer an Privatdozentin Dr. Heike Walk im rollenden Bus kurz vor dem Fahrtziel Nottuln, wo Bürgermeister Peter A. Schneider und die örtliche Bundestagsabgeordnete Dr. Angelica Schwall-Düren mit Sekt und Blumen auf die akademische Busladung warteten.  

 

Institut für Politikwissenschaft der WWU Münster