Pressemitteilung upm

Spektakel der Macht

Sonderforschungsbereich der WWU konzipierte Ausstellung mit Kulturhistorischem Museum der Stadt Magdeburg

Münster (upm), 28. Oktober 2008

Heinrichstafel
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts entstand dieses detailreiche Tafelbild, das die Krönung Heinrichs II. im Jahr 1014 in Rom darstellt. Foto: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster

Ob ein Staatspräsident vereidigt oder ein Papst gewählt wird - Rituale der Macht sind allgegenwärtig. Manche tun sie als bloße "Medienspektakel" ab, die von den eigentlichen Inhalten ablenken. Doch sind Rituale wirklich überflüssig und Relikte aus alten Zeiten? Oder gehören öffentliche Inszenierung und Macht zusammen? Gäbe es ohne Rituale vielleicht sogar keine politische Ordnung? Diesen Fragen geht eine Ausstellung nach, die der Sonderforschungsbereich 496 "Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme" der Universität Münster gemeinsam mit dem Kulturhistorischen Museum Magdeburg konzipiert hat. Die Ausstellung "Spektakel der Macht. Rituale im alten Europa 800-1800" beginnt am Sonntag, 21. September 2008, im Magdeburger Kulturhistorischen Museum. Bis zum 4. Januar 2009 können Besucher rund 250 Exponate aus verschiedenen europäischen Ländern bewundern.  

Über 100 Leihgeber aus dem In- und Ausland haben dazu beigetragen, dass Rituale aus dem Mittelalter, der frühen Neuzeit und der Französischen Revolution gezeigt werden können. "Ich freue mich, dass hochkarätige Forschungsergebnisse der WWU nun in dieser einzigartigen Ausstellung präsentiert werden", sagt Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles. "Die Universität Münster stellt damit ein weiteres Mal ihre Exzellenz in den Geisteswissenschaften unter Beweis." Als äußerst sehenswert bezeichnet Prof. Dr. Matthias Puhle, Leitender Direktor der Magdeburger Museen, die Ausstellung und lobt: "Die Zusammenarbeit mit den münsterschen Wissenschaftlern war hervorragend." Glanzlichter der Ausstellung sind unter anderem ein Krönungsbuch von König Karl V. von Frankreich aus dem Jahre 1365, das Vortragekreuz des Kölner Erzbischofs Herimann II. (um 1050) und die so genannte Heinrichstafel, die aus dem LWL-Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte in Münster stammt.  

Thematisch ist die Ausstellung zweigeteilt: Im ersten Teil greift sie vier Rituale der Einsetzung in einen Stand auf. Dazu gehören die Kaiserkrönung, die Bischofsweihe, die Ratswahl und die Rektoreinsetzung. Durch die parallele Präsentation werden ihre Strukturmerkmale deutlich und die Universalität der Ritualsprache erfahrbar. In der ständisch geordneten Gesellschaft wurden mit ähnlichen symbolischen Handlungen Verpflichtungen begründet und Rechte übertragen.  

Der zweite Teil der Ausstellung vertieft Aspekte vormoderner Ritualität und thematisiert etwa ihre Formen und Funktionen, die Dauer, den Wandel und ihr Scheitern. Ein Schwerpunkt liegt auf dem symbolischen Grundvokabular bestimmter Gesten, ihren mythologischen Vorbildern, religiösen Urszenen und parodistischen Umkehrungen. Der Ausstellungsteil zeigt, dass mit der Französischen Revolution ein Bruch mit der alten gesellschaftlichen Ordnung erfolgte und traditionelle Rituale in Frage gestellt wurden. Mit einer neuen politischen Kultur gingen auch neue Rituale, Praktiken und Symbole einher.  

Sonderforschungsbereich "Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme"