Pressemitteilung upm

Deutsche Literatur des Mittelalters

Germanist Prof. Dr. Volker Honemann wird 65 Jahre alt

Münster (upm), 18. September 2008

Honemann
Prof. Dr. Volker Honemann Foto: Privat

Prof. Dr. Volker Honemann, langjähriger Inhaber des Lehrstuhls für Deutsche Literatur des Mittelalters am Germanistischen Institut der Universität Münster, vollendet am 19. September 2008 das 65. Lebensjahr. Zum Ende des Sommersemesters 2008 tritt der weit über die Grenzen Münsters hinaus bekannte und angesehene Philologe und Historiker in den Ruhestand.  

Geboren im unterfränkischen Stadelschwarzach, gewann Honemann nach dem Studium der Germanistik, Geschichte und Geographie in Würzburg und Heidelberg zunächst Unterrichtspraxis als Gymnasiallehrer, bevor er wissenschaftlich tätig wurde. Während seiner Würzburger Assistentenzeit von 1971 bis 1978, die durch einen zweijährigen Englandaufenthalt am King's College in London unterbrochen wurde, entstand 1972 seine Dissertation über die "Epistola ad fratres de Monte Dei" des Wilhelm von Saint-Thierry. Eine Lehrtätigkeit als Assistent an der Freien Universität Berlin schloss sich ab 1979 an. Mit einer Arbeit über die deutsche Literatur in der Laienbibliothek der Basler Kartause 1480 bis 1520 wurde er 1983 an der FU Berlin habilitiert und erhielt die akademische Lehrbefugnis für Deutsche Philologie. 1984 wechselte Honemann nach Göttingen, wo er bis 1992 eine Professur innehatte und zwischenzeitlich auch Lehrtätigkeiten an den Universitäten Bielefeld, Wien und Urbana-Champaigne/Illinois wahrnahm. 1992 wurde er auf den Lehrstuhl für Deutsche Literatur des Mittelalters unter Einbeziehung der mediävistischen Komparatistik am Germanistischen Institut der Universität Münster berufen.  

Die Vielfalt seiner Forschungsthemen und ist an der beeindruckenden Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen abzulesen: Sein Schriftenverzeichnis umfasst bis heute etwa 270 Aufsätze, Rezensionen und Lexikonartikel, hier vor allem für das renommierte Standardwerk der germanistischen Mediävistik, das "Verfasserlexikon" zur deutschen Literatur des Mittelalters, für das er seit den Anfängen des Unternehmens rund 125 Artikel geschrieben hat. Seine Studien aus mehr als drei Jahrzehnten gelten etwa der geistlichen Literatur des Mittelalters und der frühen Neuzeit, der alt- und frühmittelhochdeutschen Literatur, der Epik des Hoch- und Spätmittelalters, Reisebeschreibungen, Lied und Spruch sowie dem mittelalterlichen Spiel. Ergänzt werden diese Themenbereiche durch breitgefächerte Untersuchungen zur Literaturgeschichte und -soziologie und hier anknüpfend durch Studien zu sozialen Normen und Werten. Sein besonderes Interesse gilt dem Spätmittelalter und dem Humanismus, den damals Relevanz gewinnenden neuen Medien und der Überlieferung, der Einblattdruck- und Inschriftenforschung sowie dem Buch- und Bibliothekswesen.  

Als Philologe und Historiker hat Prof. Honemann eine beachtliche Zahl von Untersuchungen der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichtsschreibung gewidmet und immer wieder die unterschiedlichen Verbindungen zwischen Literatur und Geschichte verfolgt. Hier liegt erkennbar ein Forschungsschwerpunkt Honemanns, der auch aus der langjährigen Leitung einschlägiger Teilprojekte in den münsterschen Sonderforschungsbereichen 231 'Träger, Felder, Formen pragmatischer Schriftlichkeit im Mittelalter' und 496 'Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution' sowie aus gemeinsam mit Kollegen der Rijksuniversiteit Groningen betriebenen Aktivitäten im Projekt 'Kultureller Wandel vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit' ablesbar ist.  

Prof. Honemann erfreut sich bei Kollegen, Schülern und Studierenden nicht nur besonderer Wertschätzung aufgrund seiner Forschung, sondern auch wegen seines hohen Engagements in der akademischen Lehre, in der er im "Massenfach" Germanistik eine große Anzahl Studierender für die Literatur des Mittelalters zu begeistern versteht, und seiner Bereitschaft, auch in der akademischen Selbstverwaltung auf den verschiedensten Ebenen vielfältige Aufgaben wahrzunehmen. Hierzu zählt sein Wirken als "Gründungsdekan" des Fachbereichs Philologie, als 1996 nicht weniger als 17 Institute in einem neuen Groß-Fachbereich zusammenzuführen waren, und als erster Geschäftsführender Direktor des 2004 neu strukturierten Germanistischen Instituts, bei dem drei Institute mit fünf Abteilungen auf den zuweilen schwierigen Weg zu einer nicht nur organisatorischen Einheit zu bringen waren.  

Ausdruck der großen Verbundenheit mit Prof. Honemann, aber auch der Reichweite seiner persönlichen und wissenschaftlichen Kontakte, war die zum 60. Geburtstag von 55 Autoren verfasste Festschrift "Literatur - Geschichte - Literaturgeschichte" (2003). Anlässlich seines 65. Geburtstags erhielt Prof. Honemann jetzt einen thematisch geschlossenen Band mit eigenen Beiträgen überreicht, deren gemeinsames Thema einen seiner Forschungsschwerpunkte darstellt: das Schrifttum an den 'Rändern' des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, insbesondere an dessen östlichen Grenzen ("Literaturlandschaften", Frankfurt am Main 2008). Es sind Bausteine zu einer umfassenderen regionalen Literaturgeschichte einer Region, deren Erschließung weiterhin das besondere Interesse des Jubilars bildet.  

 

Germanistisches Institut