Pressemitteilung upm

Unterricht in Usbekistan

Germanistik-Studierende der WWU absolvierten Schulpraktikum in Taschkent

Münster (upm), 29. Oktober 2008

Tee
Grüner Tee gehörte für Carolin Hülsmann, Ansgar Jaschke und Katharina Korte (v.l.n.r.) bald zum usbekischen Alltag dazu. Foto: WWU

Zwei usbekische Wörter haben drei Germanistik-Studierende der WWU Münster aus Taschkent mitgebracht: "rahmat" für danke und "mahamat" für bitte. "Ansonsten mussten wir uns mit Händen und Füßen verständigen", erzählt Katharina Korte lachend. Gemeinsam mit Ansgar Jaschke und Carolin Hülsmann verbrachte sie viereinhalb Wochen im September und Oktober in der usbekischen Hauptstadt und unterrichtete Deutsch.  

Möglich gemacht hat das eine Kooperation zwischen dem Germanistischen Institut der WWU Münster und dem Lehrstuhl für Deutsche Philologie an der Nationalen Mirzo-Ulugbek-Universität in Taschkent. Auf der Basis vieler gemeinsamer Interessen, etwa auf dem Gebiet der vergleichenden Sprach- und Literaturwissenschaft, der Kulturwissenschaft und der Sprachgeschichte, pflegen beide Partner eine vertraglich geregelte und lebhafte Zusammenarbeit. Die ersten Kontakte knüpften die Institute 1994. Eine so genannte Germanistische Institutspartnerschaft unterstützt der Deutsche Akademische Austauschdienst seit 2004.  

"Auch die Studierenden zeigten großes Interesse an einem Austausch mit Taschkent", erinnert sich Prof. Dr. Tomas Tomasek, der die Institutspartnerschaft auf münsterscher Seite leitet. Der Germanist hält den Austausch mit dem zentralasiatischen Staat für eine wichtige Erfahrung: "Die Studierenden lernen, die Welt einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten." Als er in mehreren Lehrveranstaltungen die Werbetrommel für ein Schulpraktikum in Taschkent rührte, fühlten sich Korte, Jaschke und Hülsmann sofort angesprochen. "Usbekistan ist eben nicht Europa, es hat eine völlig andere Kultur", begründet Hülsmann ihre Bewerbung für das außergewöhnliche Praktikum.  

Das zeigte sich vor Ort auch im Klassenzimmer: Die Schüler der Klassen Neun bis Zwölf empfingen ihre neuen Deutschlehrer mit überschwänglicher Herzlichkeit. Das Verhältnis zwischen usbekischen Schülern und Lehrern sei viel informeller als etwa in Deutschland, beobachteten die Praktikanten. Zudem sei es in usbekischen Klassen üblich, nur die Schüler aufzurufen, die sich meldeten. "Irritiert hat mich, dass die Jugendlichen im Unterricht ans klingelnde Handy gingen", erinnert sich Jaschke.  

Zwölf Doppelstunden unterrichteten die münsterschen Studierenden pro Woche - freiwillig. Das liegt weit über dem Pensum, das bei einem Schulpraktikum in Deutschland zu leisten ist. Damit auch sie etwas lernten, saß einer von ihnen immer hinten in der Klasse, beobachtete den Unterricht und gab den anderen hinterher ein Feedback. "Man lernt erklären, wenn man Schülern, die lediglich über einen Basiswortschatz verfügen, bestimmte grammatische Regeln beibringen muss", betont Hülsmann.  

Aufgefallen sind den drei Studierenden in dieser Zeit besonders die Gastfreundschaft der Usbeken und die Herzlichkeit der Schüler. Lehrer aus dem Schulkollegium oder Studierende aus dem Wohnheim halfen beim Einkaufen oder unternahmen etwas mit ihnen. Immer noch quillt ihr E-Mail-Postfach über vor Mails von Jugendlichen aus ihren Klassen. Trotz Erdbeben und einer Woche ohne fließendes Wasser sind sich die angehenden Deutschlehrer einig: Wenn sie könnten, würden sie sofort wieder zurückkehren.  

Germanistische Institutspartnerschaft Taschkent-Münster