Pressemitteilung upm

Lise Meitner und ihre Töchter

Mehr als 300 Physikerinnen eroberten Münster und die WWU

Münster (upm), 10. November 2008

Physikerinnentagung
Physikerinnen unter sich und inmitten von moderner Kunst Foto: Privat

Vier Tage lang eroberten mehr als 300 Physikerinnen Münster, um aktuelle Ergebnisse der Forschung in über 50 Vorträgen und mehr als 40 Postern zu präsentieren und zu diskutieren. Die 12. Deutsche Physikerinnentagung an der Westfälischen Wilhelms-Universität, die gemeinsam von Physikerinnen des Fachbereichs Physik und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft ausgerichtet wurde, war ein voller Erfolg und machte Mut für die Zukunft.  

Am Eröffnungstag erläuterte Prof. Johanna Stachel von der Universität Heidelberg die Funktionsweise und Messverfahren der "Weltmaschine", den Linear Hadron Collider LHC, das weltweit größte Experiment aller Zeiten. Prof. Dagmar Bruß, Universität Düsseldorf, berichtete über Methoden der Quantenkryptographie und deren Zukunftspotenzial. Besonders spannend war der Vortrag der diesjährigen Preisträgerin des Hertha-Sponer-Preises der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, Dr. Sylvie Roke vom Max-Planck-Institut für Metallforschung in Stuttgart, die erläuterte, wie Medikamente als "trojanische Pferde" mit Hilfe von Polymerkugeln in der Krebsforschung lokalisiert eingesetzt werden können.  

Am frühen Sonntag lockte der Vortrag von Prof. Renate Loll von der Universität Utrecht über den Ursprung des Quantenuniversums alle Teilnehmerinnen aus den Betten. So erfuhren sie, wie sich Forscher heute die Entstehung der Materie kurze Zeit nach dem Urknall vorstellen. Inspirierend und mitreißend war der Vortrag von Prof. Monique Combescot aus Paris, die über neue Superzustände - sogenannte Bose-Einstein-Kondensate - von Exzitonen berichtete und engagiert junge Physikerinnen ermutigte, ihren Weg in der Forschung zu gehen.  

"Alle Vorträge waren sowohl auf hohem wissenschaftlichen Niveau wie auch verständlich präsentiert", so lautete die einhellige Meinung beim Abschlussplenum. Die gut besuchte Postersitzung war eine hervorragende Gelegenheit, intensiv über Physik zu diskutieren. Der Preis für das beste Poster ging an Frau Fingerhuth, die der Frage der Materialermüdung am Beispiel der aktuellen Entwicklungen der Bahnzüge nachging und erläuterte, woran es liegen kann, wenn der ICE zu spat kommt.  

Neben der Physik waren auch gesellschaftspolitische Themen ein wesentlicher Bestandteil der Tagung. Prof. Luise Pusch las aus ihren Glossen, in denen sie die deutsche Sprache geschlechterkritisch und humorvoll analysierte. Sprachblüten zeigten dem Publikum die immer noch existierende Problematik einer geschlechterorientierten Sprache. Die lebhafte Podiumsdiskussion, moderiert von Prof. Ute Gerhard vom Cornelia Goethe Zentrum für Frauenforschung in Frankfurt, befasste sich mit der Frage, ob angesichts der zahlreichen Erfolgsfrauen und "Alphamädchen" in Deutschland Frauenförderung überhaupt noch aktuell ist.  

Ein Highlight im Rahmenprogramm war sicher das Konferenz-Dinner im Planetarium. Nachdem die Physikerinnen eine Reise zum Mars erlebt hatten, ging es weiter mit lebhaften Diskussionen bei einem feierlichen Essen. Es bestand Gegelenheit, Münster im Rahmen einer Stadtführung zu erkunden, bevor im Stadtweinhaus das zehnjährige Jubiläum des Arbeitskreises Chancengleichheit der Deutschen Physikalischen Gesellschaft gefeiert wurde.  

Die Ausstellung "Lise Meitner und ihre Töchter: Physikerinnen stellen sich vor" zeigte während der ganzen Tagung erfolgreiche Frauen in der Physik. Gleichzeitig wurde für Schülerinnen ein eigenes attraktives Programm geboten. Dabei konnten sie sich nicht nur über die Physik und das Studium der Physik informieren, sondern in einem Berufsparcour ausprobieren, welche Begabungen in ihnen schlummern. Knapp 60 Schülerinnen aus Münster und der Umgebung haben dieses Angebot begeistert wahrgenommen.  

Als Fazit stellten die Teilnehmerinnen beim Abschlussplenum fest, dass die Physikerinnentagung äußerst gelungen war und die Teilnehmerinnen ermutigte, ihren Weg in der Physik zu gehen.  

 

Fachbereich Physik der WWU Münster