Der Jakobsweg zieht europaweit Pilger, Wanderer und Touristen an Foto: LWL
Münster (upm), 12. November 2008
Pilgerströme auf dem Jakobsweg, ausgebuchte Meditationskurse oder Urlaub im Kloster - alles Zeichen dafür, dass Spiritualität keine Sache der Vergangenheit ist. Dem Phänomen "Spiritualität heute" sind Wissenschaftler bei einer Tagung am 14. und 15. November in Münster auf der Spur.
Die geistig-geistliche Orientierung und Lebenspraxis eines Menschen, seine Spiritualität, ist keineswegs ein ausschließlich historisches Phänomen. Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass Spiritualität auch in der Gegenwart ihren Ausdruck findet. Die von der Volkskundlichen Kommission für Westfalen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und dem Seminar für Volkskunde/Europäische Ethnologie der Universität Münster veranstaltete Tagung "Ich glaub dann jetzt mal - Spiritualität heute" wirft einen aktuellen Blick auf Spiritualität als soziokulturelles Phänomen.
Diese Annäherung an heutige Formen von Spiritualität verspricht Erkenntnisse über gesellschaftliche und kulturelle Veränderungsprozesse, die auch an den beiden großen Konfessionen in Deutschland nicht spurlos vorüber gehen. Aber ist Spiritualität heute nur ein Sammelbegriff für Einzelphänomene, deren "Halbwertzeit" bereits überschritten ist? Oder steht Spiritualität für eine gesellschaftliche Entwicklung, die längst schichten-, generations- und konfessionsübergreifend geworden ist? Mit diesen Fragen setzt sich die Tagung in zahlreichen Fachvorträgen und in einem öffentlichen Abendvortrag am Freitag, 14. November 2008, um 20.15 Uhr im Hörsaal F4 des Fürstenberghauses am münsterschen Domplatz 20-22 auseinander. Prof. Dr. Hubert Knoblauch spricht über "Populäre Spiritualität". Der Berliner Soziologe, der unter anderem durch die Analyse von Nahtod-Erfahrungen auf sich aufmerksam gemacht hat, kritisiert, dass die Theologie sich bislang zu wenig mit dem Phänomen der Spiritualität auseinander gesetzt hat.