Pressemitteilung upm

Ultraschnelles Schalten

Dr. Anke Schmidt vom Physikalischen Institut hat Carl-Ramsauer-Preis erhalten

Münster (upm), 20. November 2008


Dr. Anke Schmidt Foto: privat

Dr. Anke Birte Schmidt vom Physikalischen Institut der Universität Münster ist für ihre Promotionsarbeit mit dem Carl-Ramsauer-Preis der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin ausgezeichnet worden. Schmidt hat an der Freien Universität Berlin zum Thema „Spinabhängige Elektronendynamik vor ferromagnetischen Oberflächen" promoviert. Die Arbeiten hierzu sind am Max-Born-Institut Berlin im Rahmen eines Forschungsprojekts entstanden, das gemeinschaftlich von den Arbeitsgruppen von Prof. Dr. Martin Weinelt (Max-Born-Institut Berlin) und Prof. Dr. Markus Donath (WWU Münster) als Teil des DFG-Schwerpunktprogramms "Ultraschnelle Magnetisierungsprozesse" durchgeführt wurde.

Während magnetische Speicher in heutigen Festplatten in Nanosekunden beschrieben werden, zeigen Laserexperimente optisch ausgelöstes Schalten auf der Zeitskala von Femtosekunden, also eine Million mal schneller. Bisher ist allerdings noch unbekannt, wie dieses ultraschnelle Schalten mikroskopisch funktioniert. Anke Schmidt hat untersucht, welche Prozesse an der Entmagnetisierung von ferromagnetischen Schichten durch ultrakurze Laserimpulse beteiligt sein können.

Das ultraschnelle Schalten verblüfft Forscher nach wie vor: Der Eigendrehimpuls eines Elektrons, der sogenannte Spin, verleiht Elektronen ein eigenes (sehr kleines) magnetisches Moment, ähnlich einer winzigen Kompassnadel. In einem ferromagnetischen Material zeigt die Mehrheit der Elektronenspins in eine Richtung, was Eisen, Nickel und Co. ihre Magnetisierung verleiht. Um die Magnetisierungsrichtung eines magnetischen Bits zu verändern, müssen also Elektronenspins gedreht werden, das heißt, Elektronen müssen ihren (Eigen)Drehimpuls abgeben, zum Beispiel an das Kristallgitter. Letzterer Prozess ist allerdings zu langsam, um das ultraschnelle Ummagnetisieren erklären zu können. Es müsste daher entweder die Drehimpulserhaltung verletzt werden (neben Energie und Impuls eine der wichtigsten Erhaltungsgrößen), oder ein schnellerer Prozess gefunden werden, mit dem Elektronen ihren Drehimpuls loswerden können.

Ein möglicher Prozess wäre die Verteilung des Drehimpulses von einem auf ganz viele Elektronen, was der Anregung einer so genannten Spinwelle (auch Magnon genannt) entspricht. Diese Elektronen bräuchten dann wiederum nur ihr kleines bisschen Drehimpuls auf das Kristallgitter zu übertragen. Anke Schmidt führte in ihrer Doktorarbeit verschiedene Experimente durch, mit denen sie untersuchte, wie schnell ein einzelnes Elektron solch eine Spinwelle erzeugen kann. Es stellte sich heraus, dass dieser Prozess nur wenige Femtosekunden benötigt und daher beim Femtomagnetismus eine große Rolle spielt.

Für ihre Untersuchungen verwendete Schmidt unter anderem die Methode der zeitaufgelösten Photoemissionspektroskopie. Das von ihr maßgeblich mitentwickelte Experiment liefert nach Einschätzung ihrer Fachkollegen heute die „qualitativ weltweit besten spin- und zeitaufgelösten Zwei-Photonen-Photoemissionsmesskurven".

Physikalisches Institut