Münster (upm), 05. Dezember 2008
Forscher der Universität
Münster um Prof. Dr. Martin Winter sind an dem bundesweiten Großprojekt „Flottenversuch
Elektromobilität" beteiligt, bei dem innovative Elektrofahrzeuge entwickelt
werden sollen. Das Projekt wurde von Bundesregierung und Volkswagen initiiert
und wird gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Universitäten durchgeführt.
Insgesamt wird das Projekt über vier Jahre mit 32,5 Millionen Euro gefördert.
Die Wissenschaftler aus dem Fachbereich Chemie und Pharmazie der WWU erhalten
eine Projektförderung von 3,3 Millionen Euro und sind damit größter universitärer
Partner im Projekt „Elektromobilität".
Ziel des Projekts ist die
Weiterentwicklung der „Plug-In-Hybrid-Technik". Fahrzeuge, die mit dieser
Technik ausgestattet sind, besitzen neben dem herkömmlichen Verbrennungsmotor
als Antrieb eine Batterie, die über eine Steckdose aufgeladen werden kann (der
englische Begriff „plug in" bedeutet „einstöpseln"). Die Batterie soll
einerseits den Verbrennungsmotor im Beschleunigungsvorgang unterstützen, was
den Fahrkomfort verbessert, und andererseits auch Bremsenergie zurückgewinnen,
wodurch die Energie- und Klimafreundlichkeit gesteigert wird. Insgesamt soll
sie den Spritverbrauch deutlich senken. Im Übrigen erlaubt die
Plug-in-Hybrid-Technologie ein rein elektrisches Fahren, gerade auch auf
Kurzstrecken wie im Stadtverkehr.
Die Weiterentwicklung der
Batterien für Hybridfahrzeuge mit Verbrennungs- und Elektromotor zum reinen
Elektrofahrzeug ist schwierig. Die herkömmlichen Batterien haben eine zu
geringe Reichweite und sind zu teuer. Langfristig wäre ein reines Elektrofahrzeug,
das ohne Sprit auskommt, jedoch energie- und klimatechnisch ausgesprochen attraktiv
und daher auch für die Forscher wünschenswert. „Wir wollen
Lithium-Ionen-Batterien für den Einsatz im Auto entwickeln. Diese Batterien
haben dreimal soviel Energiepotential wie herkömmliche Autobatterien. Das würde
zumindest für den Pendlerverkehr reichen, zumal, wenn man das Auto beim Parken
an der Steckdose auflädt", so Prof. Winter vom Institut für Physikalische
Chemie der WWU.
An dem Projekt sind an
der WWU auch Prof. Dr. Hellmut Eckert aus dem Institut für Physikalische Chemie
sowie Prof. Dr. Uwe Karst, Prof. Dr. Rainer Pöttgen und Prof. Dr. Hans-Dieter
Wiemhöfer aus dem Institut für Anorganische und Analytische Chemie beteiligt.
Sie alle untersuchen im Rahmen des Projekts die einzelnen Zellen der
Lithium-Ionen-Batterien auf ihre Reichweite und Belastbarkeit hin. In einem Großzellen-Prüfstand
(LCTF, „Large Cell Test Facility"), der für die Versuche in einem sogenannten Containerdorf aufgebaut wird, simulieren die Forscher die Auswirkungen von
Autofahrten auf die Batteriekomponenten. Nach den „Fahrten" werden die
Komponenten auf Alterungseffekte untersucht. „Wir sind vielleicht sogar dann in
der Lage, Maßnahmen vorzuschlagen, die der vorzeitigen Batteriealterung entgegen wirken und damit die Haltbarkeit
verbessern, das schont unser aller Geldbeutel", so Prof. Winter.
Prof. Winter hat als Experte für Lithium-Ionen-Technologie an der WWU
seit Januar 2008 eine Stiftungsprofessur für Angewandte Materialwissenschaften
zur Energiespeicherung und Energieumwandlung inne, die von den Unternehmen
Chemetall, Evonik Industries und Volkswagen über einen Zeitraum von fünf Jahren
mit insgesamt rund 2,5 Millionen Euro ausgestattet wird.