Eröffnung des Exzellenzclusters in der Aula des Schlosses zu Münster Foto: WWU - Grewer
Münster (upm), 05. Dezember 2008
Der durch die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder geförderte Forschungsverbund "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne" an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) wurde am Freitag, 5. Dezember 2008, im Schloss zu Münster feierlich eröffnet. Die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder fördert das große geisteswissenschaftliche Forschungsvorhaben in Münster mit über 30 Millionen Euro in fünf Jahren.
Die neue massenmediale Sichtbarkeit religiöser Phänomene in einer scheinbar säkularisierten Welt steht im Fokus des münsterschen Exzellenzclusters. Historiker, Theologen, Juristen, Ethnologen, Sozial- und Literaturwissenschaftler der WWU untersuchen das Verhältnis von Religion und Politik epochen- und kulturvergleichend von der vorchristlichen Antike bis zu Gegenwart.
Die münsterschen Forscher um den Historiker Prof. Dr. Gerd Althoff, der Sprecher des Clusters ist, wollen auch dazu beitragen, gegenwärtige Probleme im Verhältnis von Religion und Politik zu klären und zu bewältigen. Als Beispiel für die fachübergreifende und sich zeitlich von der Antike bis in die Gegenwart erstreckende Behandlung des Rahmenthemas "Religion und Politik" nannte Althoff bei der Eröffnung des Exzellenzclusters die Rolle der Gewalt in den Religionen: "Gewalt wird im Namen religiöser Glaubenssysteme gegen Menschen und Dinge ausgeübt. Dabei stellt sich die Frage, ob bestimmte Religionen aufgrund ihrer Glaubenslehre oder ihrer Glaubenspraxis einen besonderen Bezug zu physischer Gewalt oder zur Gewaltlosigkeit besitzen".
Die Rektorin der Universität Münster, Prof. Dr. Ursula Nelles, und Münsters Bürgermeisterin Karin Reismann erinnerten in ihren Grußworten an die schwierige Antragsphase und den nervenaufreibenden Bewilligungprozess des Exzellenzclusters, aber auch an die spontane Freude und Begeisterung, als vor gut einem Jahr in Bonn die Entscheidung für Münster und die Westfälische Wilhelms-Universität fiel. Sprecher Prof. Althoff versicherte, dass die 412 Tage seit der Bewilligung gut genutzt worden seien: "Wir sind bereits mitten in der Arbeit. Wir feiern heute nicht die Grundsteinlegung sondern das Richtfest!"
Zentrale Fragen des Exzellenzclusters "Religion und Politik" griff in seinem Festvortrag der Berliner Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Dieter Grimm auf. Der ehemalige Bundesverfassungsrichter ging in der vollbesetzten Schlossaula auf die "Religionsfreiheit im Säkularen Verfassungsstaat ein".