Pressemitteilung upm

Wissenschaft trifft Praxis

Transferpreis 2007/2008 der Universität Münster verliehen

Münster (upm), 16. Dezember 2008

Dr. Hendrik Hölscher und Dr. Uwe Kanning (2. u. 3. v. l.) erhielten den Transferpreis der WWU. Mit im Bild: Dr. Helmut Rödder, Prof. Dr. Ursula Nelles und Dr. Peter Paziorek.
Dr. Hendrik Hölscher und Dr. Uwe Kanning (2. u. 3. v. l.) erhielten den Transferpreis der WWU. Mit im Bild: Dr. Helmut Rödder, Prof. Dr. Ursula Nelles und Dr. Peter Paziorek. Foto: WWU - Grewer

Der Psychologe Dr. Uwe Peter Kanning und der Physiker Dr. Hendrik Hölscher haben am Dienstag, 16. Dezember 2008, den Transferpreis 2007/2008 der Universität Münster erhalten. Die Rektorin der WWU, Prof. Dr. Ursula Nelles, überreichte die Auszeichnung im Rahmen einer Feierstunde bei der BASF Coatings AG in Münster-Hiltrup. Der Transferpreis, der mit insgesamt 20.000 Euro dotiert ist, wurde zwischen den beiden Forschern geteilt.

Nach Grußworten von Prof. Nelles und Dr. Helmut Rödder, Mitglied des Vorstands der BASF Coatings AG, hielt Dr. Peter Paziorek, Regierungspräsident des Regierungsbezirks Münster, den Festvortrag. Er sprach angesichts der Finanzkrise über die Herausforderungen und Perspektiven der Wirtschaftsstrukturen im Münsterland. „Man trägt hanseatisch dunkelblau, den Pelz nach innen und die klassische Perlenkette nach außen", zitierte Rödder aus einem Reisemagazin über Hamburg. Genau in dieser Tradition - „Mehr sein als Schein" - stehe auch das Münsterland. Dabei, so Rödder, reiche Understatement in einer globalisierten Welt nicht aus. „Wir können ruhigen Gewissens den Pelz nach innen tragen, aber wir sollten dabei nicht vergessen, gelegentlich auch die Perlenkette etwas aufblinken zu lassen", sagte er. Er betonte den Stellenwert von Innovation und neuen Technologien, die Chancen im „Wettbewerb um die besten Ideen" und die Bedeutung von Kooperation für den wirtschaftlichen Erfolg.

Nach der Preisübergabe durch Prof. Nelles, die darauf hinwies, dass der diesjährige Transferpreis zwar halbiert, aber dadurch gewissermaßen auch verdoppelt sei, stellten die Preisträger gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern im Rahmen einer Talkrunde ihre Projekte vor.

Privatdozent Dr. Kanning von der Beratungsstelle für Organisationen der WWU hat ein Projekt zur Professionalisierung der Personalauswahl in kleinen und mittleren Unternehmen geleitet („Personalauswahl in klein- und mittelständischen Unternehmen"). Die Erkenntnisse der personalpsychologischen Forschung werden in der Praxis nur von Großunternehmen oder Behörden berücksichtigt, die es sich leisten können, wissenschaftlich geschultes Fachpersonal einzusetzen, so der Hintergrund. Durch das Projekt wurden die Erkenntnisse zur Personalauswahl auch kleineren Unternehmen zugänglich gemacht. Da kleine Betriebe im Gegensatz zu großen in der Regel nur Verfahren umsetzen, die vergleichsweise wenig Aufwand erfordern, wurden die wissenschaftlichen Erkenntnisse dabei auf deren Bedürfnisse abgestimmt. Das Projekt wurde in Kooperation mit der Regionalagentur Münsterland, der Handwerkskammer Münster, zwei Bildungsträgern und sechs mittelständischen Unternehmen durchgeführt. Initiiert wurde es von Dr. Kanning gemeinsam mit der Regionalagentur Münsterland.

Uwe Kanning, 1966 in Meerbusch geboren, studierte von 1987 bis 1993 Psychologie an der Universität Münster. Im Anschluss erhielt er ein DAAD-Stipendium an der Universität Kent (England). Im Jahr 1994 trat er ein Promotionsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Münster an. Seit seiner Promotion im Jahr 1997 arbeitet er in der Beratungsstelle für Organisationen der WWU. Kanning, Träger des Lehrpreises der WWU, habilitierte sich 2007.

Dr. Hendrik Hölscher wurde für sein Projekt "QFM-Module: Eine Methode zur Messung von Spitzen-Proben-Kräften auf der Nanometer-Skala" ausgezeichnet. Hölscher hat eine Anwendungsmöglichkeit der Rasterkraftmikroskopie weiterentwickelt. Diese Mikroskopiertechnik wird in der Nanoanalytik zur Untersuchung verschiedenster Materialklassen eingesetzt. Gleichzeitig können Rasterkraftmikroskope auch zur Veränderung von Atomen, Molekülen oder Nanopartikeln eingesetzt werden. Die „quantitative Kraft-Spektroskopie" (QFM), mit der Kräfte auf atomarer Skala gemessen werden können, war lange nur unter Vakuum-Bedingungen möglich. Diese Bedingungen sind jedoch für den Einsatz in der Nanobiologie kaum geeignet. Auch Messungen der Prozesse von Reibung und Verschleiß auf Nanoebene sind für die Industrie, die sich mit der Kontrolle von Reibung durch Schmierstoffe befasst, besonders in Flüssigkeiten von großem Interesse. Hölscher hat daher einen neuen technischen Ansatz entwickelt, der die QFM-Technik auch an der Luft und in Flüssigkeiten ermöglicht. Als Kooperationspartner beteiligt war die münstersche Firma nanoAnalytics.

Hendrik Hölscher, 1969 in Lippstadt geboren, hat von 1990 bis 1996 in Hamburg Physik studiert und anschließend dort seine Doktorarbeit geschrieben. Nach seiner Promotion 1999 arbeitete er unter anderem als Wissenschaftler in Hamburg, Bonn und Yale (USA), bevor er 2003 Leiter einer Forschergruppe am CeNTech (Zentrum für Nanotechnologie) der WWU wurde. Seit März 2008 ist Hölscher, dessen Arbeiten bereits durch eine Reihe von Preisen und Förderungen ausgezeichnet wurden, Mitarbeiter des Forschungszentrums Karlsruhe.

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