Pressemitteilung upm

Von der Heeresbäckerei zum modernen Dienstleistungszentrum

Buch und Ausstellung über die Speicherstadt Münster

Münster (upm), 17. Dezember 2008

Vom Heeresverpflegungsamt zum modernen Dienstleistungszentrum: Speicherstadt Münster
Vom Heeresverpflegungsamt zum modernen Dienstleistungszentrum: Speicherstadt Münster Foto: IStG

Ursprünglich diente die Speicherstadt als Heeresverpflegungsamt der Versorgung der Soldaten mit Brot und ihrer Pferde mit Futter. Heute präsentieren sich die ehemaligen Speichergebäude im Norden Münsters als modernes Dienstleistungs- und Kommunikationszentrum. Die wechselvolle Geschichte der Speicherstadt verfolgt ein Forschungsprojekt am Institut für vergleichende Städtegeschichte an der Universität Münster, dessen Ergebnisse jetzt in einem Buch und einer Ausstellung dokumentiert werden.

Zahlreiche Archive, Büros und Unternehmen haben sich in den letzten zehn Jahren in der Speicherstadt niedergelassen. 1998 erwarb die Westfälisch-Lippische Vermögensverwaltungsgesellschaft (WLV) die ehemaligen britischen Winterbourne Barracks (1945-1994) vom Bundesvermögensamt. Die seit dieser Zeit durch die WLV erfolgte zivile Umnutzung der ehemals militärisch genutzten Liegenschaft steht nun vor ihrem Abschluss. Die Publikation und die begleitende Ausstellung präsentieren das Ergebnis eines interdisziplinären Forschungsprojekts, das vom Institut für vergleichende Städtegeschichte wissenschaftlich bearbeitet und von der WLV gefördert wurde.

Ursprünglich wurde die heutige Speicherstadt von der Wehrmacht 1938/39 als eines von fünf weiteren Heeresverpflegungshauptämtern im Wehrkreis VI (Düsseldorf, Köln, Köln-Wahn, Minden und Paderborn-Neuhaus) für die Versorgung der Soldaten mit Brot und der Pferde mit Futter errichtet. Das ehemalige Heeresverpflegungshauptamt bestand aus neun Speichergebäuden (sieben Bodenspeichern und zwei Zellenspeichern), einer Heeresbäckerei sowie zahlreichen weiteren Verwaltungs- und Betriebsgebäuden. Es besaß einen eigenen Gleisanschluss an das Netz der Deutschen Reichsbahn. Am "Vorabend" des Zweiten Weltkrieges wurden in diesen reichszentral geplanten und zeitgleich errichteten sogenannten Reichstypenspeichern Getreide und Mehl gelagert sowie das Kommissbrot zur Versorgung der Soldaten gebacken.

Die Publikation und die Ausstellung des Instituts für Städtegeschichte vermitteln die Entwicklungsgeschichte des ehemaligen Heeresverpflegungsamtes bis zur heutigen Speicherstadt in ihrer gesamten Bandbreite und betten diese in aktuelle Fragestellungen der Konversion und des Denkmalschutzes ein. Damit bearbeitet diese Werkmonographie nicht nur die Baugeschichte des Objektes, sondern widmet sich darüber hinaus weiterführenden Aspekten der Vermarktung und Verwertung solcher großflächigen, ehemals militärisch genutzten Immobilien.

Die Publikation erschließt über die Aufarbeitung der militärhistorischen Vergangenheit des ehemaligen Heeresverpflegungshauptamtes als strategisches, logistisches und administratives Versorgungszentrum des Heeres während des Zweiten Weltkrieges ein wissenschaftliches Forschungsdesiderat, standen diese Anlagen bisher doch eher am Rande des Forschungsinteresses. Die meisten dieser ehemaligen Versorgungsmagazine sind bis heute erhalten. Sie befinden sich in unterschiedlichen Nutzungs- und Entwicklungsstadien. Wenige Speichergebäude wurden bisher gesprengt, viele stehen leer und sind dem Vandalismus ausgeliefert, und einige werden noch von den alliierten Streitkräften oder der Bundeswehr genutzt. Nur wenige Anlagen haben eine einheitliche Umnutzung erfahren. Die Speicherstadt Münster ist in diesem Kontext die größte Anlage, die mit ihrem umfangreichen Gebäudekomplex innerhalb von zehn Jahren eine nahezu vollständige Neunutzung erfahren hat und mit der nun vorliegenden Publikation einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung ihrer militärhistorischen Vergangenheit leistet.

Die Ausstellung "Die Speicherstadt Münster" kann vom 18. Dezember 2008 bis zum 09.Januar 2009 wochentags von 9 Uhr bis 19 Uhr in der Bürgerhalle des LWL-Landeshauses am Freiherr-vom-Stein-Platz 1 besucht werden. Heiligabend und Silvester ist die Ausstellung geschlossen.

Angaben zum Buch:Die Speicherstadt Münster. Heeresverpflegungsamt und Reichstypenspeicher, Konversion und Denkmalschutz, hg. vom Institut für vergleichende Städtegeschichte durch Angelika Oelgeklaus, Münster: Ardey 2008.Festeinband, 320 Seiten, Format 24 cm x 29,5 cm, ISBN 978-3-87023-274-0, Preis 48,00 €.

Institut für vergleichende Städtegeschichte an der WWU