Münster (upm), 29. Dezember 2008
Einmal falsch aufgekommen
und das Knie ist verletzt: Skifahrer sind besonders häufig von Kreuzbandrissen betroffen.
Der ehemalige münstersche Sportstudent Nico Kurpiers untersucht in einer
Schneesportforschungsgruppe an der neuseeländischen Universität Auckland,
welchen Belastungen Gelenke beim Freestyle-Skifahren ausgesetzt sind. Mit einer
weltweit einzigartigen Messbindung, die an der TU München entwickelt wurde,
messen Wissenschaftler der Kooperationsgruppe Auckland, München und der
dänischen Universität Aarlborg die Kräfte, die bei bestimmten Schnee-Sportarten
auf den menschlichen Körper einwirken.
„Freestyle Skiing
Disziplinen, genauer Buckelpiste und Sprünge, sind seit einiger Zeit feste
Bestandteile der Olympischen Winterspiele", sagt Kurpiers. Damit steige das
Interesse an ihnen bei Freizeitskiläufern und Wettkämpfern. Der Sport birgt
allerdings ein hohes Verletzungsrisiko: Rund 70.000 Kreuzbandrisse werden
jährlich im Skisport registriert - ein Großteil davon im Bereich Freestyle,
weiß Kurpiers. Mit seiner Dissertation im Bereich Biomechanik will der
Sportwissenschaftler zur Entwicklung von verbessertem Material beitragen.
„Durch andere Schuhe etwa könnten Verletzungen vermieden und erhebliche Kosten
im Gesundheitswesen eingespart werden." Sein Forschungsinteresse kommt nicht
von ungefähr: Kurpiers ist selbst wettkampferfahrener Buckelpistenfahrer.
Die an dem Projekt
beteiligten Wissenschaftler untersuchen die Bewegungsmuster professioneller
Buckelpistenfahrer und die auf sie einwirkenden Bodenreaktionskräfte. Dafür
verwenden sie eine spezielle Messplatte, die zwischen Skischuh und -bindung der
Probanden angebracht wird. Sechs Sensoren messen während der Testfahrten die
Kräfte, die auf den Körper der Skifahrer wirken. Gleichzeitig filmen
Hochgeschwindigkeitskameras bestimmte Körperpunkte der Athleten. Anschließend
synchronisieren Versuchsleiter Kurpiers und sein Team die Messdaten und die
Filmsequenzen. Damit erkennen sie, bei welcher Bewegung welche Kräfte auf die
Bänder der Probanden wirken.
„Eine besondere
Herausforderung war die Entwicklung einer Messplatte, die die Leistung der
Buckelpistenfahrer nicht einschränkt", sagt Kurpiers. Die Folge wären Daten
gewesen, die nichts mit der Gelenkbelastung unter Normalbedingungen zu tun
gehabt hätten. Der erste Praxistest startete im Herbst in den Alpen, der zweite
soll im April folgen. Die Daten werten die Schneesportforscher in Neuseeland
aus.