Pressemitteilung upm

Ein unmöglicher Friede?

Ex-Außenminister Joschka Fischer sprach an der WWU Münster zum Israel-Palästina-Konflikt

Münster (upm), 14. Januar 2009

Joschka Fischer sprach vor rund 1000 Zuhörern im Fürstenberghaus der WWU Münster.
Joschka Fischer sprach vor rund 1000 Zuhörern im Fürstenberghaus der WWU Münster. Foto: upm/Grewer

Ist eine politische Lösung im Nahen Osten möglich? Diese Frage stand am Dienstag, 13. Januar 2009, im Mittelpunkt des Vortrags „Ein unmöglicher Friede? Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern“, den der ehemalige Außenminister Joschka Fischer an der Universität Münster hielt. Zuvor hatte er sich mit münsterschen Studierenden getroffen, die bei der UN-Simulation "Model United Nations Münster" mitwirken. Fischer war auf Einladung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ im Rahmen der Ringvorlesung „Mediation“ gekommen.

Vor rund 1000 Zuhörern zeichnete er ein pessimistisches Bild der Lage, die sich durch den Gaza-Krieg verschärft habe. „Mediation ist das Kerngeschäft moderner Diplomatie“ knüpfte Fischer direkt an den Titel der Ringvorlesung an. Wer als Vermittler auftrete, müsse Distanz halten und Empathie für beide Seiten aufbringen. „Sie werden sonst sehr schnell in den Konflikt hineingezogen.“ Distanz bedeute jedoch nicht, keinen Standpunkt zu vertreten, so der Grünen-Politiker. „Deutschland hat eine Verpflichtung gegenüber Israel und seinem Existenzrecht“, verdeutlichte er und forderte, dass die Deutschen ihrer historischen Verantwortung nachkommen müssten.

Es bleibe nur ein territorialer Kompromiss. Einen Frieden zwischen Israelis und Palästinensern sehe er jedoch in weiter Ferne. Beide Parteien seien noch nicht bereit, die Position des anderen zu verstehen. Zudem gebe es neue Akteure in der Region, die nicht mehr nach einem politischen Programm agierten, sondern religiös motiviert seien. „Die furchtbarsten Kriege sind die religiös begründeten Kriege, weil sie Kompromisse ausschließen“, so der Politiker. Wer sich im Nahen Osten für den Frieden einsetzen wolle, müsse als Vermittler jedoch Kompromisse eingehen. So müsse mitunter für einen Frieden die Wahrheit und Gerechtigkeit geopfert werden, bemerkte Fischer und erinnerte an ehemalige Diktatoren in Südamerika, die vor Verfolgungen zunächst durch Amnestien geschützt worden seien.

Den Kontakt zum Ex-Außenminister hatte im Vorfeld der Historiker Prof. Dr. Johannes Hahn von der WWU hergestellt. Bei einem Forschungsaufenthalt an der amerikanischen Princeton University hatte er Fischer kennen gelernt. Hahn lud ihn für einen Vortrag nach Münster ein. Es sei damals eine Idee gewesen, das Thema Vermittlung am Beispiel des Israel-Konfliktes zu erläutern, so Fischer. „Als wir diese Absprache trafen, konnten wir nicht ahnen, wie aktuell dieses Thema heute sein würde.“

Exzellenzcluster "Religion und Politik"