Pressemitteilung upm

Geschichte und Gegenwart

Münstersche Studierende erkunden Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag

Münster (upm), 19. Januar 2009

Exkursion zum Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag
Exkursion zum Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag Foto: upm/Julia Faupel

Rund 60 Studierende des Historischen Seminars der Universität Münster erkundeten im Rahmen des von Prof. Dr. Franz-Werner Kersting veranstalteten Kurses „Von Nürnberg nach Den Haag: Kriegsverbrechen und Völkerstrafrecht im 20. Jahrhundert" den Internationalen Strafgerichtshof im niederländischen Den Haag.

„Der Besuch des authentischen Ortes verspricht ein besonderes Erlebnis und verbindet die Theorie mit der Praxis", so Prof. Kersting zu den Beweggründen der gemeinsamen Exkursion. Im Wintersemester hatte sich der Kurs an ausgewählten Beispielen vom Ersten Weltkrieg bis zu den jüngeren Kriegen in Afrika und im früheren Jugoslawien mit der Geschichte von Kriegsverbrechen und Völkermord und ihrer (möglichen) strafrechtlichen Verfolgung und Ahndung beschäftigt.

Der Besuch des 1998 gegründeten ständigen Internationalen Strafgerichtshofs und des Ad hoc-Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien bot jetzt eine doppelte Veranschaulichung und Vertiefung des Themas. Zum einen konnten die Studierenden des Fachs Geschichte an zwei laufenden Prozessverfahren unmittelbar teinehmen: dem Prozess gegen den ehemaligen Präsidenten Liberias, Charles G. Taylor, der insbesondere der Rekrutierung von Kindersoldaten beschuldigt wird, sowie dem Verfahren gegen Ante Gotovina und andere ehemalige kroatische Miltitärs, die wegen systematischer Verfolgungen, Deportationen und Tötungen im Zuge der kroatischen „Operation Storm" von 1995 gegen die mehrheitlich autonome serbische Region der Krajina angeklagt sind.

Zum anderen lernten die Studierenden mit beiden Gerichtshöfen zugleich auch ein interessantes mögliches Arbeitsfeld für angehende Historikerinnen und Historiker kennen. So traf die Gruppe am Internationalen Strafgerichtshof mit dem deutschen Historiker Dr. Markus Eikel zusammen, der dort seit viereinhalb Jahren für die Anklagebehörde als „Investigator" arbeitet und viel Spannendes über seinen Beruf als ermittelnder Historiker erzählen konnte. Gleiches galt für den packenden Vortrag des amerikanischen Historikers und Ermittlers Boris Tomljanovich. Zusammen mit den beiden Juristen Volker Nerlich und Hans Bevers nahmen sich die Historiker ausreichend Zeit für die Beantwortung der vielen Fragen aus dem Kreis der Studierenden.

Nach dem zweitägigen Kurztrip stand für die Studierenden aus Münster fest: „Eine sehr spannende und abwechslungsreiche Exkursion, die das Interesse für ein Praktikum am Internationalen Strafgerichtshof nachhaltig geweckt hat!"

Historisches Seminar der Universität Münster