Pressemitteilung upm

Kandidatin im Kreuzverhör

Gesine Schwan beim Spiegel-Gespräch in der Universität Münster

Münster (upm), 23. Januar 2009

Prof. Dr. Gesine Schwan im Spiegel-Gespräch an der WWU Münster
Prof. Dr. Gesine Schwan im Spiegel-Gespräch an der WWU Münster Foto: WWU-Grewer

Nach der Unterhaltung nun die Politik: Standen in den beiden vergangenen Semestern der TV-Entertainer Stefan Raab und die Skandal-Autorin Charlotte Roche in Münster im Mittelpunkt der beliebten Veranstaltungsreihe „Spiegel-Gespräche - live in der Uni", so hatte das Hamburger Nachrichtenmagazin diesmal die Politikwissenschaftlerin und Kandidatin für das Amt der Bundespräsidentin Prof. Dr. Gesine Schwan nach Münster zum Gespräch gebeten.

Niveau und Abstraktionsgrad des von den beiden Spiegel-Redakteuren Ulrike Demmer und Konstantin von Hammerstein geführten Gesprächs waren spürbar höher als bei Raab und Roche, der Publikumsandrang aber auch ebenso deutlich geringer. Immerhin rund 600 Zuhörerinnen und Zuhörer wollten im nicht ganz gefüllten Hörsaal H1 von Gesine Schwan hören , wie wichtig Vertrauen für die Politik ist. Zunächst dominieren aber die aktuelle Parteipolitik und Spekulationen zur anstehenden Präsidentenwahl in der Bundesversammlung das Gespräch der Dreierrunde. Die bei Spiegel-Gesprächen übliche provozierende Einstiegsfrage „Wann treten Sie von der Kandidatur zurück?" kontert Schwan kühl mit einem knappen „Garnicht!" und erläutert dann, dass sie sich aller Stimmen aus der SPD sicher sei und auch keine Probleme mit einer möglicher Unterstützung von der Linkspartei habe. Aber: "Die Bundesversammlung birgt viele Überraschungen!".

Ebenso geduldig und gelassen gibt sie Auskunft zur Person und erläutert den beiden Hamburger Journalisten, warum sie als Präsidentschaftskandidatin durch das Land reise und sich auch für Fotoaufnahmen zum Beispiel mit einem ausgestopften Schwan oder auf einer Kutsche nicht zu schade sei. Sie mache zwar keinen Wahlkampf, wolle sich aber nicht nur den Mitgliedern der Bundesversammlung, sondern auch der breiten Bevölkerung präsentieren. Eine Position, für die sie beim häufig applaudierenden Publikum mehr Zustimmung erntet als bei den fragenden Journalisten.

So dauerte es einige Zeit, bis die Gesprächsrunde in den roten Drehsesseln auf der Hörsaalbühne zum offensichtlichen Lieblingsthema von Gesine Schwan, der Bildungspolitik, vordringt. Die langjährige Professorin für Politikwissenschaft in Berlin und Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder von 1999 bis 2008 zeigt sich hier als entschiedene Kritikerin einer Konkurrenz- und Wettbewerbsorientierung im Bildungsbereich, lehnt die zur Zeit laufende Diskussion „um Exzellenz und Eliten" ab, hält nichts von Studiengebühren und kann sich auch mit dem Bologna-Prozess der europäischen Hochschulen nicht anfreunden. Bildung versteht sie zunächst als Beitrag zur Stärkung der Persönlichkeit und plädiert für individuelle Förderung, denn: „Wettbewerb und Konkurrenz macht vielen Angst, und Angst verhindert Bildung".

Spiegelgespräche - live in der Uni