Neu an der WWU: Prof. Dr. Bernd Hellingrath Foto: Peter Sauer
Münster (upm), 13. Februar 2009
Mit 175 Milliarden Euro Umsatzvolumen und etwa 2,6 Millionen Beschäftigten ist die Logistik drittgrößter Wirtschaftszweig in Deutschland. In diesem Themenkomplex verstärkt Prof. Dr.-Ing. Bernd Hellingrath seit dem Wintersemester an der Universität Münster das Kollegium des Instituts für Wirtschaftsinformatik und des European Research Centers for Information Systems (ERCIS).
Der 47-Jährige ist Inhaber des neu geschaffenen Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und Logistik. Zuvor leitete Hellingrath die Hauptabteilung Unternehmensmodellierung am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik in Dortmund. In der Forschung beschäftigt er sich mit Fragen der Gestaltung einer effektiven Zusammenarbeit von Produktions- und Logistikunternehmen in globalen Netzwerken. Außerdem untersucht er die Anwendung und Weiterentwicklung der Simulationstechnik in der Logistik.
Die Logistikbranche steht nach den Worten von Prof. Hellingrath vor großen Herausforderungen zwischen steigenden Energiekosten und dem Zwang, ressourcenschonend und umweltverträglich zu arbeiten. „Trends wie die globale Beschaffung, die Versendung immer kleinerer Lieferungen und die Vermeidung von Lagerbeständen müssen auf den Prüfstein gestellt werden. Hier können IT-Systeme helfen, eine gute Balance zwischen Kundenwünschen, Kosten und Umweltfaktoren zu finden und diese in der Praxis umzusetzen." Unternehmen müssten in der Zukunft in der Lage sein, mit ihren Dienstleistungen, Prozessen und IT-Systemen flexibel auf sich schnell ändernde Anforderungen zu reagieren und dabei auch stets die Wünsche der Kunden im Auge zu behalten. anzupassen.
An der WWU Münster wird Prof. Hellingrath insbesondere die hierzu eingesetzten Informations- und Kommunikationssysteme untersuchen, die als kunden- und prozessorientierte Lösungen für die Gestaltung, Planung und Steuerung logistischer Gesamt- und Teilsysteme eingesetzt werden können. In der Lehre stellt er die Themen der Produktion und Logistik sowie der dort eingesetzten IT-Systeme in den Mittelpunkt.
Neben Theorievermittlung ist ihm eine größtmögliche Praxiserfahrung der Studierenden in den Unternehmen eine Herzensangelegenheit. Gemeinsam mit Unternehmen will Hellingrath auch in Forschungsprojekten die Anwendbarkeit neuer Logistikkonzepte und -systeme untersuchen. Ausgangspunkt hierfür ist der Aufbau eines Logistik-Softwarelabors, in dem interessierte Unternehmen aktuelle Lösungen kennen lernen und auf ihre Anwendbarkeit in ihren eigenen Prozessen überprüfen können.
Außerdem möchte er die schon bestehenden internationalen Kooperationen der WWU Münster um seine Kontakte zu Universitäten in den USA, Brasilien, Türkei, Frankreich und England ergänzen. Aktuell erarbeitet er gemeinsam mit mehreren brasilianischen Universitäten ein Forschungsprogramm zur Untersuchung von Logistikketten zwischen Brasilien und Deutschland.
An seinem neuen Arbeitsort Münster schätzt Prof. Hellingrath die gelungene Verbindung des kulturellen und wirtschaftlichen Angebots einer Großstadt, die aber gleichzeitig überschaubar geblieben ist und so eine hohe Lebensqualität besitzt. Der Fußballfan betreibt in seiner Freizeit auch die japanische Kampfkunst Aikido und besitzt den Meistergrad 4.Dan. Gerne schaut der Musikliebhaber sich auch "Wilsberg"-Krimis und den „Tatort" aus Münster an. Für seine Hobbys hat er in Münster schon gute Adressen gefunden. „Nur an die vielen Fahrradfahrer muss ich mich noch gewöhnen. Das kannte ich bislang nicht." Der Wissenschaftler will sich aber bald selbst auf's Rad schwingen, um die Wege zwischen den Universitätsstandorten schneller zu überbrücken.