Pressemitteilung upm

Forschen in der „Achterbahn“

Studierende der Universität Münster nehmen an Flugprogramm der ESA teil

Münster (upm), 26. Februar 2009

Das Parabelflug-Team (im Uhrzeigersinn): Thorben Kelling (vorn), Jens  Teiser, Markus Tegeder, Tim Jankowski und Matthias Lischper
Das Parabelflug-Team (im Uhrzeigersinn): Thorben Kelling (vorn), Jens Teiser, Markus Tegeder, Tim Jankowski und Matthias Lischper Foto: WWU - Grewer
Vor dem Flug wartet noch eine Menge Arbeit - der Versuchsaufbau muss für die Schwerelosigkeit tauglich gemacht werden.
Vor dem Flug wartet noch eine Menge Arbeit - der Versuchsaufbau muss für die Schwerelosigkeit tauglich gemacht werden. Foto: WWU - Grewer

Ein bisschen wie Achterbahn fahren wird es sein, nur viel schlimmer: Zwei Doktoranden und drei Studierende des Instituts für Planetologie der Universität Münster gehen auf Parabelflug. Das Team hatte sich bei der Europäischen Weltraumorganisation ESA um die Teilnahme an einem Flugprogramm für Studierende beworben und setzte sich gemeinsam mit drei weiteren Teams gegen andere Gruppen aus ganz Europa durch.

„Es geht nicht um Spaß, sondern um Wissenschaft", stellen die Doktoranden Thorben Kelling und Jens Teiser klar. Die beiden Physiker untersuchen unter der Leitung von Dr. Gerhard Wurm die Entstehung von Planeten aus Staub. Durch das Aufeinanderprallen und „Zusammenkleben" von Staubteilchen entwickeln sich größere Gebilde und letztendlich Planeten, so die Annahme. Es geht jedoch auch immer wieder Material verloren, unter anderem durch die Wärmestrahlung der Sonne. Dabei heizen sich die Gebilde auf, wobei durch die optischen Eigenschaften des Staubs die oberste Schicht kühler bleibt als die darunter liegenden. Dadurch entstehen physikalische Effekte, die bewirken, dass sich Staubteilchen aus dem Verbund lösen. Es kommt zu „Stauberuptionen". Diese Prozesse simulieren die Forscher im Experiment.

Kern des Versuchsaufbaus ist eine kleine Vakuumkammer, in deren Zentrum sich ein Tellerchen voll Staub befindet - spezieller Staub, der in seiner Zusammensetzung dem Staub auf dem Mars beziehungsweise dem Mond gleicht. Eine helle Lampe fungiert als „Sonne". Durch Sichtfenster in der Kammer können die Nachwuchswissenschaftler die Mini-Eruptionen beobachten. „Es ist extrem wichtig, auch Experimente unter schwerelosen Bedingungen wie im Weltall durchführen zu können. Und die kann man im Labor nicht nachahmen", so Kelling.

Das Flugprogramm startet voraussichtlich im November. „Bis dahin müssen wir den Versuchsaufbau so abwandeln, dass er auch in der Schwerelosigkeit funktioniert. Und vor allem müssen wir den Versuch so sichern, dass bei den Flügen nichts schiefgehen kann", erklärt Teiser. Das bedeutet, alle Teile des Versuchsaufbaus müssen fixiert und gepolstert werden. „Unkontrolliert herumfliegende Personen dürfen schließlich keinen Schaden nehmen." Das sagt Kelling zwar mit einem Augenzwinkern, meint es aber ernst. Kelling und Teiser werden bei ihren Vorbereitungen von den Studierenden Tim Jankowski, Matthias Lischper und Markus Tegeder unterstützt - auch an Bord werden die drei Helfer dabei sein.

Die zweiwöchige Flugkampagne "Fly Your Thesis!" wird in Bordeaux in Frankreich stattfinden. Dabei sind drei Flugtage eingeplant, an denen mit einem Airbus A 300 jeweils 30 Parabeln geflogen werden. „Körperlich werden die Flüge ganz schön anstrengend werden. Wenn wir Pech haben, fällt auch jemand ganz aus - trotz Medikamenten hat nämlich rund jeder fünfte Probleme mit Symptomen der Reisekrankheit", sagt Teiser. Obwohl die Studierenden ein straffes Versuchsprogramm erwartet, bei dem sie Spucktüten parat halten müssen, freuen sie sich dennoch sehr auf die Flüge. „Spaß ist nämlich auch dabei", räumt Kelling verschmitzt ein.

Thorben Kelling Jens Teiser "Fly Your Thesis!"