Pressemitteilung upm

Spaltung der Schülerschaft

Neu an der WWU Münster: Schulforscherin Prof. Dr. Sabine Gruehn

Münster (upm), 25. Februar 2009

Neu an der WWU: Prof. Dr. Sabine Gruehn
Neu an der WWU: Prof. Dr. Sabine Gruehn Foto: WWU/Sauer

Dr. Sabine Gruehn ist neue Professorin für Schultheorie und Schulforschung am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Münster. In ihrer Arbeit geht es vor allem um den strukturellen Wandel im Bildungssystem vor dem Hintergrund gesellschaftlich-kultureller Veränderungsprozesse.

Dabei beschäftigt sie sich mit den klassischen Schulformen ebenso wie mit dem Programm und den Wirkungen der Ganztagsschule, sowie der Situation der Privatschulen in Deutschland. Stets bleibt dabei der Zusammenhang zwischen Schule und außerschulischen Bildungs- und Sozialisationsräumen von Kindern und Jugendlichen mit im Fokus.

Prof. Gruehn registriert, dass auf der einen Seite der Anspruch der Eltern nach höherwertigen Bildungsabschlüssen steigt und so immer mehr Schüler aufs Gymnasium gehen. Auf der anderen Seite seien immer mehr Eltern mit den öffentlichen Schulen nicht wirklich zufrieden. Die Folge: Es besuchen immer weniger, dafür aber - vor allem in Ballungsgebieten - stark problembelastete Schüler die Hauptschule. Gleichzeitig verzeichnen Privatschulen eine steigende Nachfrage. Prof. Gruehn fürchtet, dass dies deutlich zu Lasten der Hauptschule geht: „Trotz vielfältiger Maßnahmen hat es die Hauptschule in den vergangenen Jahren nicht geschafft, ihre leistungsschwachen Schüler ausreichend zu fördern. Eine Folge hiervon ist, dass die Hauptschule im Saarland bereits vor zwei Jahren abgeschafft wurde und es in den neuen Bundesländern nur noch Mittelschule und Gymnasium gibt."

Das Problem des Umgangs mit lern- und leistungsschwachen Schülern, bei denen eine berufliche Sackgasse oft schon vorprogrammiert sei, bleibe aber bestehen. Die steigende Zahl der Privatschulen, insbesondere der internationalen Schulen, die ein hohes Schulgeld verlangen, wiesen auf eine zunehmende soziale Spaltung der Schülerschaft hin. Neue Konzepte seien daher gefragter denn je, um nicht nur die Gruppe der lern- und leistungsschwachen, sondern auch jene der leistungsstarken bzw. aus bildungsnahen Familien stammenden Schüler besser zu fördern als bisher, sei es in eigenständigen oder in integrierten Schulformen. Die 42-jährige Bildungsforscherin möchte in künftigen Forschungsprojekten nach neuen Förderansätzen suchen, beispielsweise im Rahmen von Ganztagsschulen oder (privaten) Alternativschulen, und mögliche Folgen der Expansion des privaten Bildungssektors für die Entwicklung und Steuerung des Schulwesens insgesamt benennen.

In der Lehre steht die Schule als Institution im Mittelpunkt und vor allem die neue Form der Ganztagsschule. Praxisbesuche vor Ort sollen den Studierenden besser den Alltag vermitteln. Am Institut möchte Prof. Gruehn das System der Studien- und Prüfungsordnungen vereinfachen: „Das ist sehr vielfältig und kompliziert - für die Studierenden wie für die Lehrenden." Außerdem möchte sie die Modulstruktur und -inhalte im erziehungswissenschaftlichen Lehramtsstudium besser koordinieren und aufeinander abstimmen.

An Münster schätzt Sabine Gruehn das gewachsene Stadtbild mit den vielen Kirchen, den Wochenmarkt und die Radwege: „Da glaubt man, fast schon in Holland zu sein." In ihrer Freizeit liest und sieht sie gerne Krimis, besucht philharmonische Konzerte, spielt Klavier und unternimmt mit ihrer Familie kleinere Fahrradtouren in die nähere Umgebung.

Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Münster