Pressemitteilung upm

Blick in die Tiefe

Neu an der WWU Münster: Geophysikerin Prof. Dr. Christine Thomas

Münster (upm), 12. März 2009

Neu an der WWU: Geophysikerin Prof. Dr. Christine Thomas
Neu an der WWU: Geophysikerin Prof. Dr. Christine Thomas Foto: WWU/Sauer

Ihr Forschungsgebiet liegt tief unter der Erdoberfläche. Prof. Dr. Christine Thomas, neue Hochschullehrerin am Institut für Geophysik der Universität Münster, untersucht die "tiefe Erde", vom Erdmantel bis zum Erdkern in 6371 Kilometer Tiefe.

Die Wissenschaftlerin beobachtet seismische Strukturen und versucht daraus Rückschlüsse auf dynamische Prozesse im Erdmantel zu ziehen. So untersucht sie etwa, wo genau im Erdmantel Material absinkt und woanders wieder hochkommt. Dabei geht es etwa um absinkbare Platten, wie etwa in Japan, und was mit diesen in der tiefen Erde passiert. Dazu studiert Prof. Thomas seismische Wellen und analysiert ganz genau den Aufbau des Erdinneren.

In der Lehre liegt ihr Hauptschwerpunkt in der Seismologie als Teil des neuen Bachelor-Master-Studiengang. Seismologie ist die Lehre von Erdbeben, der Ausbreitung seismischer Wellen und der Bestimmung der Struktur des Erdinnern. Heiße und kalte Massenströme werden durch die Anomalie der Geschwindigkeit seismischer Wellen sichtbar gemacht. Mit Hilfe von Seismographen werden seismische Wellen, welche entweder die Erde durchlaufen oder sich entlang der Oberfläche ausbreiten, aufgezeichnet. Aus den Laufzeiten und Amplituden dieser Wellen lassen sich Rückschlüsse auf den inneren Aufbau der Erde ziehen.

Die vergangenen zehn Jahre arbeitete Thomas im Ausland an den englischen Universitäten Cambridge, Leeds und Liverpool. Dort stieß sie vor allem zahlreiche Forschungsprojekte an, an denen sich auch Studierende aktiv beteiligen konnten. 2005 wurde sie von britischen Studenten für einen Lehrpreis vorgeschlagen. Für ihre "exzellente Innovation in der Lehre" verlieh ihr das Universitätskommitee den „Sir Alistair Pilkington Award 2005". Gewürdigt wurden damit auch ihre praxisorientierten Übungen am Computer, die das Verständnis der Studierenden durch die Anwendung von theoretischen Prinzipien an praxisbezogenen Beispielen fördern.

Für Münster entschied sich Prof. Thomas, weil sie nach ihren Jahren „auf der Insel" wieder aufs europäische Festland zurück wollte, und weil das Institut für Geophysik der WWU einen „fantastischen Ruf" genieße. Künftig wird sie eng mit der Geodynamik, der Polar- und der Umweltgeophysik zusammenarbeiten. Am Institut möchte sie eine aktive Arbeitsgemeinschaft zusammenstellen, gemeinsam mit Prof. Dr. Ulrich Hansen und Dr. Norbert Blindow. Im Mittelpunkt soll eine Geophysik der tiefen Erde stehen, natürlich unter Einbeziehung der Studierenden. Zusätzlich möchte Prof. Thomas gerne regelmäßige Experimente machen, etwa in Marokko: „Dort ist ein exzellenter Standpunkt, um die tiefe Erde zu erforschen."

Ihr erster Eindruck von Münster war allerdings wenig freundlich: „Ich kam mitten im Schnee an, bei zweistelligen Minusgraden". Der nette Empfang entschädigte für die Kälte: Es gab gute Hilfe in der Stadt, etwa im Bürgerbüro. Thomas: „Ich war einfach zu lange in England. Die Deutschen sind gar nicht so reserviert, wie dort allgemein kolportiert wird."

In ihrer Freizeit sitzt sie gerne auf dem Rücken ihrer Pferde Bruno und Lafayette. Mit zur Familie gehört auch Bordercolli-Mischling Rupert. Die 40-Jährige liebt Radfahren und Arthaus-Filme, spielt Klavier sowie ein wenig Gitarre und Trompete.

Institut für Geophysik der WWU Münster