Pressemitteilung upm

Universität stellt sich ihrer Geschichte

Rektorin begrüßt AStA-Initiative zum Gedenken an Bücherverbrennung

Münster (upm), 17. April 2009

Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 auf dem münsterschen Domplatz
Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 auf dem münsterschen Domplatz Foto: Stadtarchiv Münster

Am 10. Mai jährt sich die in vielen deutschen Städten, darunter auch in Münster, von der damaligen „Deutschen Studentenschaft" organisierte und durchgeführte Bücherverbrennung des Jahres 1933 im Rahmen der nationalsozialistischen Machtergreifung. Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Universität Münster war bereits im vergangenen Jahr mit konkreten Vorschlägen an das Rektorat herangetreten, um einen dauerhaften Erinnerungsort an die Bücherverbrennung einzurichten. Das Rektorat hat diese Vorschläge dem Senatsausschuss für Kunst und Kultur zur Stellungnahme zugeleitet. Dabei ist es leider geblieben.

Die Rektorin der WWU Münster, Prof. Dr. Ursula Nelles, bestätigte und bedauerte am Freitag, 17. April 2009, ausdrücklich, der Sache nicht selbst aktiv weiter nachgegangen zu sein und reagierte damit auf einen offenen Brief des AStA vom gleichen Tag. Sie bittet den AStA, „das Versäumnis nicht als Zeichen von Desinteresse oder gar Ablehnung zu deuten". Das Rektorat stelle sich der Geschichte der Universität und unterstütze Aktionen, die das Gedenken und die Erinnerung an die Jahre der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wach halten. Dazu zähle auch die begrüßenswerte Initiative des AStA, die Bücherverbrennungen von 1933 nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und einen dauerhaften Ort der Erinnerung hierfür an der WWU zu schaffen. Prof. Nelles kündigte an, das Rektorat werde in dieser Angelegenheit sogleich das Gespräch mit dem AStA wieder aufnehmen und die Studierendenschaft bei der Umsetzung ihrer Vorschläge unterstützen.

Die Rektorin erinnerte daran, dass sich die Universität Münster in der Vergangenheit aktiv an Gedenkfeiern zur Bücherverbrennung beteiligt habe. So habe es 2003 zur siebzigsten Wiederkehr des Ereignisses eine gemeinsame Gedenkstunde von Rektorat und AStA gegeben. Im vergangenen Jahr hielt der münstersche Historiker und frühere Prorektor Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer einen öffentlichen Vortrag in der Stadtbücherei zum Gedenken an den 75. Jahrestag der Bücherverbrennung in Münster. Darüber hinaus habe sich der Senat der Universität im Jahr 2000 in einer Erklärung zur Verantwortung der Universität für das damals begangene Unrecht bekannt. Im Schloss zu Münster, dem Hauptgebäude der WWU, erinnere seit dem Jahr 2004 ein Mahnmal der Künstlerin Antonia Low an das Schicksal der Wissenschaftler, Studierenden und Mitarbeiter, denen zwischen 1933 und 1945 im Namen der Universität Münster Unrecht geschehen sei.

Neben den Opfern rückten in den letzten Jahren auch wieder die Täter in den Blickpunkt: Eine vom Rektorat eingesetzte Kommission unter dem Vorsitz von Prof. Thamer arbeitet an der Herausgabe einer neuen Universitätsgeschichte, in der die Jahre des Nationalsozialismus und die folgende Phase der „Entnazifizierung" eine wichtige Rolle spielen werden. In der Medizinischen Fakultät läuft aktuell ein größeres Forschungsprojekt zur NS-Vergangenheit der münsterschen Medizin. Auch in anderen Fachbereichen und Fakultäten der Universität wurde und wird zurzeit die Rolle von Wissenschaftlern in der Zeit zwischen 1933 und 1945 kritisch beleuchtet und aufgearbeitet. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die vor wenigen Wochen veröffentlichte Geschichte der münsterschen Mathematik.

Geschichte der Universität Münster