Pressemitteilung upm

Mit dem Stadtplan unterwegs

Geographie-Didaktiker der WWU untersuchen das Orientierungsvermögen von Kindern

Münster (upm), 12. Mai 2009

Wie ist es um das Orientierungsvermögen bestellt? Münstersche Geographie-Didaktiker schicken Kinder durch die Innenstadt.
Wie ist es um das Orientierungsvermögen bestellt? Münstersche Geographie-Didaktiker schicken Kinder durch die Innenstadt. Foto: WWU - Kruschel

Ein Kind steht scheinbar hilflos mit einem Stadtplan in der Hand am münsterschen Buddenturm. Seine Aufgabe: Es soll den Weg zum Lackkunstmuseum finden. Diese Szene können aufmerksame Beobachter derzeit häufig miterleben. Sie ist Teil einer Untersuchung zur räumlichen Orientierungskompetenz von Kindern, die Wissenschaftler der Universität Münster durchführen.

Die Studie beleuchtet, wie sich Kinder im Alter von acht bis elf Jahren mit Hilfe einer Karte in einer ihnen unbekannten Umgebung orientieren und welchen Einfluss dabei einzelne Faktoren wie Interesse, Vorkenntnisse und räumliche Intelligenz haben. Die Forschungsergebnisse sollen dazu beitragen, die Orientierungskompetenz von Kindern und Jugendlichen im Sachunterricht und Geographieunterricht der Sekundarstufe I gezielter zu fördern.

Die Koordination des Projekts „EKROS" („Einflussfaktoren auf die kartengestützte räumliche Orientierungskompetenz von Kindern in städtischen Realräumen"), das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft über zwei Jahre mit rund 133.000 Euro unterstützt wird, hat das Institut für Didaktik der Geographie der WWU unter Leitung von Prof. Dr. Michael Hemmer und Diplom-Geographin Katja Kruschel. Beteiligt sind zudem Wissenschaftler der Universitäten Eichstätt-Ingolstadt, Lüneburg, Bayreuth und Erlangen-Nürnberg.

Die Kinder, die mit Stadtplänen durch Münsters Innenstadt unterwegs sind, kommen aus Grundschulen, Realschulen, Hauptschulen und Gymnasien. Projektkoordinatorin Kruschel rekrutiert die kleinen Probanden in den Schulen, die im Umkreis von 50 Kilometern um Münster angesiedelt sind. Die Kinder starten einzeln am münsterschen Buddenturm. Sie sollen mit Hilfe eines Stadtplans den Weg zum Lackkunstmuseum finden, wo ein „Schatz" auf sie wartet. Dazu sollen sie unter anderem ihren Standort bestimmen und eine mögliche Route in die Karte einzeichnen. Um einseitige Richtungsfaktoren auszuschließen, nimmt die Hälfte der Kinder den umgekehrten Weg.

„Viele Passanten möchten den Kindern gern helfen. Dies ist jedoch nicht möglich, um die Ergebnisse des Projekts nicht zu verfälschen", sagt Kruschel. Sollte ein Kind Schwierigkeiten bei der Orientierung haben, geben geschulte Institutsmitarbeiter, die die Kinder begleiten, standardisierte Hilfestellungen.

Um herauszufinden, warum sich einige Kinder gut und andere weniger gut orientieren können, werden im Vorfeld bei einem Besuch in der Schule verschiedene Einflussfaktoren erhoben. Die Forscher erfragen unter anderem, in wie weit die Kinder den Umgang mit der Karte kennen, wie stark ihr Interesse daran ist und wie sie ihr Orientierungsvermögen und ihre Kenntnisse selbst beurteilen.

Vielen Kindern ist im ersten Augenblick etwas mulmig zumute, wenn sie in Münster aus dem Auto steigen und zum ersten Mal in fremder Umgebung den ihnen unbekannten Betreuern gegenüber stehen, die sie begleiten sollen. „Die Aufregung legt sich jedoch schnell, wenn alle sich vorgestellt haben", sagt Kruschel. „Die Freude der Kinder, auf ‚Schatzsuche' gehen zu dürfen, gewinnt dann die Oberhand."

Institut für Didaktik der Geographie