Pressemitteilung upm

"Wir alle sind, was wir gelesen"

Gedenktafel zur Bücherverbrennung enthüllt

Münster (upm), 07. Mai 2009

Bürgermeisterin Beate Vilhjalmsson weihte die Gedenktafel ein.
Bürgermeisterin Beate Vilhjalmsson weihte die Gedenktafel ein. Foto: WN/Oliver Werner

Als die Nationalsozialisten am 10. Mai 1933 in ganz Deutschland Scheiterhaufen anzündeten, um Bücher zu verbrennen, da war das kein zentral von oben vorgegebener Akt. Nein, für die Studierenden vieler Universitäten war es die Möglichkeit, ihren eigenen Machtanspruch in einer Zeit der politischen Umwälzung zu bekräftigen. Studierende waren die treibende Kraft bei diesem Akt der Barbarbarei, deshalb beteiligte sich die Universität an dem Festakt zur Enthüllung einer Gedenktafel vor dem Fürstenberghaus. Unter anderem wird darauf Golo Mann zitiert: "Wir alle sind, was wir gelesen."

Denn dort war am 6. Mai 1933 ein Schandpfahl aufgestellt worden, um die Bücherverbrennung vier Tage später vorzubereiten. Das war ein besonderer Akt der Barbarei, wie der Historiker Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer betonte. "Der Schandpfahl war ein Akt der symbolischen Verächtlichmachung", so Thamer. "So weit ging man nur in wenigen Städten." Die Studierenden konnten sich einer breiten gesellschaftlichen Unterstützung sicher sein. So schlossen sich beispielsweise die Buchhändler ihnen an. Auch am 10. Mai stellten sich Rektor und Dekane hinter die Deutsche Studentenschaft. Einzig die Katholisch-Theologische Fakultät verurteilte die Vernichtung hunderter Bücher von jüdischen, marxistischen und pazifistischen Autoren.

"Es wurden nicht nur Unmengen von Papier verbrannt, sondern auch versucht, die auf diesem Papier niedergeschriebenen Gedanken der Freiheit und der Toleranz zu verbrennen", so Dr. Stefan Schwartze, Kanzler der WWU. "Mitglieder der Universität haben sich schuldig gemacht. Diese Schuld trifft die gesamte Universität". Das Rektrorat stelle sich dieser Verantwortung. So soll auch auf dem Schlossplatz an die Bücherverbrennung erinnert werden. Auch der AStA hat angekündigt, dort Gedenksteine errichten zu wollen.