Münster (upm), 25. Mai 2009
Am Donnerstag, 28. Mai 2009, wird an der Universität Münster
das Zentrum für Textedition und Kommentierung (ZETEK), an dem Philosophen, Historiker, Philologen und Theologen beteiligt sind, feierlich eröffnet. Zu den
wesentlichen Zielen des Zentrums gehört es, Texte in alten beziehungsweise
seltenen fremden Sprachen einer wissenschaftlichen Nutzung zur Verfügung zu
stellen. Zudem soll diese Grundlagenarbeit einer über den Universitätsbetrieb
hinausgehenden Öffentlichkeit bekannt gemacht werden.
Eine Gemeinsamkeit aller historisch-philologisch
ausgerichteten Geisteswissenschaften ist ihr Bezug zu Texten. Daher gehört es
zu den fundamentalen Aufgaben dieser Disziplinen, sich der Textgrundlage zu
vergewissern: von der Prüfung ihrer Überlieferungsträger und der Rekonstruktion
ihrer Überlieferungsgeschichte bis hin zur Texterschließung durch Kommentare. Nicht
zuletzt sind auch Übersetzungen notwendig, die für die Rezeption in einer
breiteren wissenschaftlichen wie nichtwissenschaftlichen Öffentlichkeit immer unentbehrlicher
werden.
Die Arbeit an der Sicherung von Textgestalt und
Textverständnis gehört deshalb zur geisteswissenschaftlichen
Grundlagenforschung. „Sie stellt naturgemäß für einen Jahrtausende umfassenden
Zeitraum - vom babylonischen König Hammurabi bis Habermas - jeweils ganz unterschiedliche methodische
und sachliche Anforderungen", so Prof. Dr. Martin Kintzinger, Dekan des
Fachbereichs Geschichte und Philosophie, der das ZETEK gemeinsam mit Prof. Dr.
Eva Schlotheuber koordiniert. Dennoch gibt es viele vergleichbare Grundprobleme.
Daher ist es sinnvoll, dass die Wissenschaftler, die an verschiedenen Editions-
oder Kommentarprojekten arbeiten, sich zu einem kontinuierlichen und
institutionalisierten Erfahrungsaustausch zusammenfinden.
Das Zentrum für Textedition und Kommentierung koordiniert die
Außendarstellung der Aktivitäten seiner Mitglieder und fördert deren Kontakte
im nationalen und internationalen Umfeld. Forschungsprojekte werden durch die
gemeinsame Nutzung von Wissen, Einrichtungen und Ressourcen gefördert und die
Realisierung neuer Editions- und Kommentarprojekte an der WWU erleichtert. Die
in Münster versammelte breite editionswissenschaftliche Kompetenz soll aber
nicht zuletzt auch für die Lehre und die wissenschaftliche Nachwuchsförderung
fruchtbar gemacht werden.
Die Wissenschaftler des ZETEK widmen sich einer Reihe
herausragender Projekte, darunter zum Beispiel die Edition des philosophischen
Nachlasses des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz, die Neuedition des
griechischen Neuen Testaments und die Edition der Enzyklopädie 'De
proprietatibus rerum' des Bartholomäus Anglicus, die mit ihrer lateinischen
Version vom 13. bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts eines der Hauptwerke der
abendländischen Wissensliteratur bildet.