Münster (upm), 12. Juni 2009
Chirurg werden oder als Sportler durchstarten? Eine Frage, die Mario Anaya
Cortez derzeit ins Grübeln bringt, denn seit dem letzten Wochenende stehen dem
Medizinstudenten der Universität Münster beide Wege offen. Bei den Deutschen
Hochschulmeisterschaften in Köln boxte er sich buchstäblich durch: Der 23-jährige
Nachwuchsmediziner konnte alle drei Titelkämpfe nach Punkten für sich
entscheiden und ist nun amtierter Hochschulmeister im Halbschwergewicht, der
Boxsport-Klasse bis 81 Kilogramm Körpergewicht.
„Eingestiegen in den Sport bin ich schon 13, damals noch mit dem Kickboxen",
sagt der gebürtige Hamburger mit familiären Wurzeln in Venezuela. Nach dem
Physikum, der viersemestrigen Theoriephase des Medizinstudiums, wechselte er an
die Universität Münster, „weil die einen guten Ruf hat". Über den dortigen
Hochschulsport fand er den Einstieg in das professionelle Boxen. Dass er mit
seinem Rollenwechsel zwischen „Dienst am Menschen" und sportlicher
„Schlagfertigkeit" oft auf Vorurteile stößt, stört Anaya Cortez nicht: „Damit
kann ich leben".
Mit der Notwendigkeit, zumindest zeitweilig
Berufswunsch oder aber Sportlerkarriere zurückstellen zu müssen, habe das
Imageproblem nicht zu tun. Dahinter stehe eine anderer Grund: „Beim Boxen gibt
es eben auch Blessuren", so der frisch gekürte Titelträger. Obwohl die
Hochschulsportler mit Kopfschutz sowie größeren Handschuhen antreten und ein KO
daher selten ist, kam der Student mit drei geprellten Fingern und geschwollenen
Händen aus Köln zurück. Eigentlich verschmerzbar für einen erfahrenen Boxer,
aber Anaya Cortez arbeitet nebenbei bereits als so genannter „Hakenhelfer" in
den Operationssälen des Universitätsklinikums Münster. Sein Traum vom
Chirurgen-Beruf könnte durch eine ernsthafte Handverletzung vorzeitig platzen,
weshalb er die Entscheidung „in Ruhe überschlafen" will.