Münster (upm), 23. Juni 2009
Am Dienstag, 23. Juni 2009, verlieh die
Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Münster dem leitenden
Geistlichen der Evangelischen Kirche von Westfalen, Präses Alfred Buß, die
Würde eines Doktors der Theologie ehrenhalber. Der Dekan der Fakultät, Prof.
Dr. Albrecht Beutel, überreichte die Ehrendoktorurkunde bei einem Festakt im
Schloss.
Nach einer Begrüßung durch Prof. Beutel und die Rektorin der
WWU, Prof. Dr. Ursula Nelles, hielt Prof. Dr. Christian Grethlein als Vertreter
der Evangelisch-Theologischen Fakultät die Laudatio. Er erinnerte an die
Verdienste, die sich Präses Buß um einen offenen Dialog zwischen der
Evangelischen Kirche und anderen Bildungsträgern in Westfalen erworben hat.
Dabei sprach er vor allem den „Tag der Evangelischen Hochschularbeit" in
Münster an, zu dem Buß im Jahr 2007 eingeladen hatte. Ein hochkarätig besetztes
Forum habe damals deutlich gemacht, dass der einzelne Mensch den
Bildungsauftrag der Universitäten bestimmen müsse: „Hochschulbildung ist, wenn
sie ‚Bildung' nicht nur als bedeutungsloses Relikt der Vergangenheit
missachtet, primär am Menschen und nicht an formalen Effizienzinteressen und
schnelllebigen Exzellenz-Fantasien orientiert", so Prof. Grethlein im
Hinblick auf die gegenwärtige politische Diskussion.
Prof. Grethlein wies auch darauf hin, dass Buß sich in
seinem Amt als Präses im Dialogfeld von Kirche und Gesellschaft engagiere.
„Neben sozialpolitischen Fragen, bei deren Behandlung die Erfahrungen des
früheren Ruhrgebiets-Superintendenten mitschwingen, liegt Ihnen vor allem die
Bewahrung der Schöpfung am Herzen. Auch hier haben Sie wichtige, über den
engeren kirchlichen Kreis hinausreichende Impulse hoher sozialethischer
Relevanz gegeben", sagte Grethlein an Buß gewandt. Er betonte auch, dass
Präses Buß eine „reformatorische Theologie" verfolge, also eine Theologie,
die sich „durch Unterscheidungsvermögen" auszeichne. Zudem habe Buß'
theologisch reflektierter und geschichtlich bewusster Dialog mit jüdischen
Gemeinden die Professoren der Evangelisch-Theologischen Fakultät beeindruckt.
„Sei Wirken ist Ausdruck einer guten und gelehrten Evangelischen Theologie",
fasste Prof. Grethlein die Verdienste des Präses zusammen.
Der westfälische Präses Dr. Alfred Buß betonte die
übergreifende Bedeutung der Theologie an der Universität: In seinem Vortrag zur
Verleihung der Ehrendoktorwürde sagte er, die Theologie sei unverzichtbar als
Gesprächspartner in den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen, vor denen
Wissenschaft und Gesellschaft stehen. „Die Theologie fragt danach, welche
religiösen und weltanschaulichen Basisannahmen Wissenschaftsprozessen zugrunde
liegen, die gern als rein wissenschaftlich bezeichnet werden", so Buß. Als
Beispiele nannte er die Gen- oder Hirnforschung, die vom Ideal des perfekten
Menschen motiviert sein könnte, die Konzentration der Wissenschaft auf
Effizienz, die demografische Entwicklung und den rasanten globalen Wandel.
Die förderungswürdige
Elite dürfe nicht nur als Leistungs-, sondern müsse auch als
Verantwortungselite verstanden werden. Alle Wissenschaften seien der Wahrheit
verpflichtet - für diese Verpflichtung sei der interdisziplinäre Dialog
unverzichtbar: „Sonst besteht die Gefahr, dass sich Naturwissenschaften und Theologie
nichts mehr sagen." Die evangelische Kirche kann nach Überzeugung von Präses
Buß an der Hochschule „einen Raum eröffnen, in dem grundlegende Fragen des
Lebens und Glaubens Platz haben und bearbeitet werden".
Alfred Buß, 1947 in Bühren (Ostfriesland) geboren, studierte
Evangelische Theologie in Bethel und Tübingen. Nach dem Vikariat versah er
zunächst die Stelle eines Studienleiters im Evangelischen Studienwerk Villigst,
danach arbeitete er als Pfarrer an verschiedenen Gemeinden in Westfalen,
zuletzt als Superintendent des Kirchenkreises Unna. Seit 2004 ist er Präses der
Evangelischen Kirche von Westfalen. Als solcher führt er den Vorsitz der Landessynode,
der Kirchenleitung und des Landeskirchenamtes und vertritt die Evangelische
Kirche von Westfalen nach außen.