Münster (upm), 30. Juni 2009
Dr. Karl Kertelge, emeritierter Professor für Exegese des Neuen Testaments an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster, ist im Alter von 83 Jahren gestorben.
Karl Kertelge wurde am 28. April 1926 in Selm geboren und hat in Münster und München Theologie studiert. Nach der Priesterweihe 1951 in Münster war er wissenschaftlicher Assistent an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster, wo er 1967 promoviert wurde. 1969 habilitierte er sich und folgte einem Ruf auf eine Professur an der Theologischen Fakultät Trier. 1976 kehrte Prof. Kertelge an die Universität Münster zurück und übernahm die Leitung des Seminars für Exegese des Neuen Testaments. Im Studienjahr 1979/1980 war der Dekan der Fakultät und von 1982 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1991 auch Rektor der Dominikanerkirche.
Auch außerhalb der Universität übernahm Prof. Kertelge zahlreiche ehrenvolle Ämter und Funktionen: So war er von 1971 bis 1989 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen katholischen Neutestamentler. In der Deutschen Forschungsgemeinschaft übernahm er von 1984 bis 1988 den Vorsitz der Fachgruppe Katholische Theologie. Seit 1984 war er Mitglied der nordrhein-westfälischen Akademie der Wissenschaften in Düsseldorf.
Prof. Kertelge war ein überzeugter Anhänger der historisch-kritischen Methode, der immer versucht hat, durch seine Arbeiten die theologische Orientierung zu befruchten. Bereits mit seiner Dissertation zur Rechtfertigungslehre legte er einen wichtigen Grundstein für die ökumenische Verständigung, die schließlich in die "Gemeinsame Erklärung über die Rechtfertigungslehre" aus dem Jahr 1998 mündete.
In einem Nachruf der Westfälischen Wilhelms-Universität und ihrer Katholisch-Theologischen Fakultät wird Prof. Kertelge als "Altmeister der Exegese" gewürdigt, "der sich in jungen Studienjahren von der Weite der historischen Kritik erfassen ließ und sie stets fruchtbar in das theologische Gespräch einzubringen verstand".