Pressemitteilung upm

Studierende bieten Konfliktbewältigungstraining an

Arbeitsgruppe des Psychologischen Instituts führt Weiterbildungsseminare für Lehrerkollegien durch

Münster (upm), 18. August 2009

Schulen bieten fruchtbaren Boden für Konflikte. Streitigkeiten unter Schülern, Probleme im Lehrer-Schüler-Verhältnis, das ist die Realität. Immer häufiger aber entwickelt sich auch zwischen Eltern und Lehrern großes Konfliktpotenzial, das sich bei Elternabenden, Sprechtagen oder ungünstigerweise zwischendurch auf dem Flur entlädt. Dr. Marc Stadtler vom Psychologischen Institut III der WWU Münster bietet für Lehrerkollegien seit 2007 Weiterbildungsseminare an.

"Die ersten Impulse, die zur Entwicklung geführt haben, kamen von Lehrern aus dem Bekanntenkreis", berichtet der Projektleiter vom Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie. Der Bedarf an Hilfestellungen für Lehrer in Elterngesprächen sei groß, vor allem, weil sich solche Situationen im Schulalltag immer mehr häuften. Gerade Grundschullehrer stehen oftmals in der Schusslinie, wenn es um die Empfehlungen für die weiterführenden Schulen geht. Das kann auch Fredon Salehian, Leiter der Mosaikschule, bestätigen: "Wenn Gespräche zwischen beiden Parteien vorher nicht abgesprochen und organisiert werden, erwischen Eltern die Lehrer oft auf dem falschen Fuß." Um den daraus resultierenden Konflikten vorzubeugen und einen bewussteren Umgang zu schaffen, entschied sich das Lehrerkollegium der Mosaikschule im Mai 2009 zu einer Ganztagsfortbildung mit Stadtlers Arbeitsgruppe.

Die Konzeption und Durchführung dieses Angebots liegt dabei, unter Anleitung und enger Begleitung von Stadtler, immer in den Händen der Studierenden, die ihren Schwerpunkt im letzten Studienabschnitt auf die Pädagogische Psychologie legen. Über zwei Semester erstreckt sich die intensive Auseinandersetzung der angehenden Diplom-Psychologen mit dem Thema der Konfliktbewältigung zwischen Lehrern und Eltern. So erarbeiten sie im ersten Semester eine theoretische Basis aus Strategien und Methoden, die den Lehrern im Umgang mit den Eltern weiterhelfen können. In der praktischen Phase führen die Studierenden dann in Dreiergruppen die Seminare durch.

Im Vorfeld wird mit den betreffenden Lehrerkollegien evaluiert, welche Probleme bestehen und welche Ziele erreicht werden sollen. Sowohl durch theoretische als auch praktische Anleitung habe das Kollegium sich ein Leitsystem in Sachen "Konfliktmanagement" erarbeitet. Die Rollenspiele seien dabei besonders hilfreich gewesen. Die Rollen des Lehrers, eines Elternteils und eines außenstehenden Beobachters werden in Dreiergruppen von jedem Lehrer der Reihe nach ausgefüllt. So lässt sich eine Konfliktsituation aus der Sicht der streitenden Parteien und aus der Außenperspektive betrachten und dadurch besser auf Fehler hin analysieren. "Ich mache ja in den Gesprächen die ganze Arbeit", lautet eine der Erkenntnisse, die die Lehrer innerhalb der Gesprächssimulationen erlangen.

Das Konfliktmanagement-Training ist modular aufgebaut. Die Lehrer erfahren wissenswertes über Konflikte an sich, über die Bedeutung einer gemeinsamen Sprache mit den Eltern und über die Wichtigkeit, Probleme und Sachverhalte benennen und artikulieren zu können. "Dabei spielt die Wahrnehmung in Konflikten eine zentrale Rolle", weiß Stadtler. Viel werde innerhalb einer Kommunikation in Hinblick auf eine Vorannahme selektiv wahrgenommen. Zudem werden die Lehrer in Gesprächstechniken geschult, die gewährleisten, dass Informationen zwischen Kommunikationspartnern richtig ankommen. Einen weiteren zentralen Faktor stellt das Lehrerkollegium selbst dar. Die Lehrer sollen lernen, das Kollegium als Ressource der gegenseitigen Unterstützung zu nutzen. Dabei sei es, wie auch bei den Gesprächen mit den Eltern, existenziell wichtig, ein konkretes Verfahren mit klaren Strukturen (Ort und Uhrzeit) einzuführen, das die Qualität der Auseinandersetzung fördert.

Für die angehenden Psychologen bieten die Trainings die Möglichkeit, ihr theoretisch erlerntes Wissen in die Praxis umzusetzen. "Das macht sich auch später in der Bewerbung gut", weiß der Projektleiter. Dass das Angebot sehr gut angenommen wird, zeigt einerseits die Nachfrage, andererseits aber auch die Tatsache, dass manche Schulen den positiven Effekt des Trainings in weiteren Seminaren vertiefen wollen. Salehian: "Die Hilfestellung, die wir im Training bekommen haben, ist bei uns auf fruchtbaren Boden gefallen." Man arbeite auch jetzt noch an der Verfestigung der erlernten Strategien, deshalb seien im kommenden Schuljahr auch zwei weitere Termine mit Stadtler und seinen Studierenden geplant. Ein Ende ist nicht in Sicht", sagt der Diplompsychologe und freut sich, dass die Studierenden im Rahmen seines Projektes das Trainerhandwerk erlernen können und damit in Schulen den Grundstein für einen konstruktiven Umgang mit Konflikten in Elterngesprächen legen.

Konfliktmanagement Elterngespräch