Pressemitteilung upm

Geschichte des "doppelten Deutschlands"

Neu an der WWU Münster: Historiker Prof. Dr. Thomas Großbölting

Münster (upm), 07. August 2009

Neu am Historischen Seminar der WWU: Prof. Dr. Thomas Großbölting
Neu am Historischen Seminar der WWU: Prof. Dr. Thomas Großbölting Foto: upm/Sauer

Die Geschichte von BRD und DDR, des doppelten Deutschlands von der Gegenwart bis zu den Anfängen steht im Mittelpunkt der Forschung und Lehre von Prof. Dr. Thomas Großbölting, seit diesem Sommersemester neu am Historischen Seminar der Universität Münster.

„Ich beschäftige mich mit der Aufarbeitung der SED-Diktatur im wiedervereinigten Deutschland", sagt der neue Professor für Neuere und Neueste Geschichte. Dabei geht es ihm vornehmlich um die „Konturen einer integrierten Nachkriegsgeschichte" und das vor allem vor dem Hintergrund der ehemaligen deutschen Teilstaaten. Ausgehend vom Kriegsende untersucht er unterschiedlichste Themenbereiche: von der Vertriebenen-Integration über die Jugendkulturen bis hin zum Strukturwandel der 1970er und 1980er Jahre. Er erforscht aber auch, was die Initiativen rund um die Wiedervereinigung eigentlich de facto bewirkt haben.

Prof. Großbölting beschäftigt sich außerdem mit der Entwicklung von Religion und Politik in Europa und den USA. Er arbeitet beim Exzellenzcluster „Religion und Politik" der WWU mit. Auch in seinen Seminaren und Vorlesungen kommt es ihm auf globale Zusammenhänge an: Die Nationalbewegungen des 19. Jahrhunderts etablierten quasi-religiöse Formen des Selbstausdrucks. Die Diktaturen des 20. Jahrhunderts, insbesondere Stalinismus und Nationalsozialismus, wurden (und werden) als politische Religionen charakterisiert. Wer Wahlkampf und Amtseinführung von Obama verfolgt habe, erkenne leicht, "wie stark auch Demokratien auf gemeinsame Werte angewiesen sind, die mindestens in religiösen Formen ausgedrückt werden", verdeutlicht der 40-Jährige. Dabei fragt er sich, warum die EU so säkularisiert ist, während in Nordamerika die Religion eine so wichtige Rolle spielt.

Großbölting schloss nach Studien in Köln, Bonn und Rom in Münster ein Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien ab. An der WWU wurde er 1998 mit einer Studie zum Bürgertum und zur Bürgerlichkeit in der NS- und in der SED-Diktatur promoviert. Von 2005 bis 2007 leitete er die Abteilung Bildung und Forschung bei der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen in Berlin. Um dann wieder nach Münster zurückzukehren: „Die Universität Münster hat - neben Freiburg, Konstanz und Berlin - eines der bundesweit führenden historischen Seminare." Die Studenten in Münster lobt er für „ihr großes wissenschaftliches Interesse".

Am Historischen Seminar will er interdisziplinär mit den Kollegen eng zusammenarbeiten. Ein Forschungsprojekt zur BRD/DDR-Geschichte ist in Planung. Auch will sich Großbölting dafür einsetzen, dass die Studenten auch künftig „auf hohem internationalen Niveau sinnvoll studieren können, also mit so wenig Bürokratie wie nötig". Der Vater von vier Kindern reist gerne, läuft in seiner Freizeit und interessiert sich für Kunst und Architektur.

Historisches Seminar der Universität Münster