Pressemitteilung upm

Offen kommuniziert oder schöngefärbt?

Wissenschaftler ermitteln besten Geschäftsbericht / Preisverleihung in Münster

Münster (upm), 27. August 2009

„Gerade in Zeiten der Finanzkrise zeigt sich, welche Unternehmen in ihren Geschäftsberichten offen und ehrlich kommunizieren und welche Unternehmen schönfärben", resümiert Prof. Dr. Dr. h.c. Jörg Baetge von der Universität Münster. Prof. Baetge ist wissenschaftlicher Leiter des Wettbewerbs „Der beste Geschäftsbericht", der vom „manager magazin" ausgetragen wird. Die Forschungsteams von Prof. Baetge und seinen Kollegen - Prof. Dr. Gisela Grosse von der Fachhochschule Münster und Prof. Dr. Rudi Keller von der Universität Düsseldorf - haben insgesamt knapp 200 Geschäftsberichte börsennotierter Unternehmen auf Herz und Nieren geprüft. Die besten Geschäftsberichte werden am 2. September 2009 im münsterschen Erbdrostenhof im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung ausgezeichnet. Bei der Veranstaltung werden der Präsident der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung, Dr. Herbert Meyer, und der „Marketingpapst" Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heribert Meffert, langjähriger Direktor des Instituts für Marketing der WWU, über die Anforderungen an den Geschäftsbericht referieren.

Der renommierte Wettbewerb, bei dem der betriebswirtschaftliche Inhalt, die Gestaltung und die Sprache analysiert werden, ist in Deutschland der umfassendste wissenschaftliche Wettbewerb zur Beurteilung der Unternehmenskommunikation. Über 50 - zum Teil studentische - Mitarbeiter begutachteten unter Anleitung der wissenschaftlichen Leiter die Geschäftsberichte anhand rund 350 empirisch fundierter Kriterien.

„Um die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens beurteilen zu können, reichen die gesetzlichen Anforderungen an Geschäftsberichte oftmals nicht aus", meint Prof. Baetge. Für Aktionäre sind zum Beispiel nicht nur erwartete Entwicklungen von Bedeutung. Vielmehr ist es auch erforderlich, dass die in den Vorjahren prognostizierte Entwicklung des Unternehmens mit den tatsächlich erreichten Daten verglichen wird. Nur so können sich die Aktionäre ein Bild darüber machen, wie realistisch die Prognosen des Managements sind. „Viele Unternehmen geben solche Informationen aber gerade nicht an. Genau das wollen wir mit dem Wettbewerb herausfordern. Ziel ist es, dass die Unternehmen die Qualität ihrer Berichterstattung für die Adressaten erhöhen", so Prof. Baetge.

Indes werden die Geschäftsberichte durch die Fülle der geforderten Angaben immer dicker - ein Trend, der sich in den letzten Jahren verstärkt hat. Allein der aktuelle Geschäftsbericht der Großbank UBS umfasst rund 450 Seiten. „Kaum ein Aktionär hat die Zeit, einen solchen Wälzer intensiv durchzuarbeiten", meint Prof. Baetge. Deshalb wird im Wettbewerb auch untersucht, ob die Unternehmen effizient berichten. Wenn es ein Unternehmen also schafft, alle wichtigen Informationen präzise und knapp darzustellen, wird es besser bewertet. Für die inhaltliche Beurteilung eines Geschäftsberichts benötigen die Analysten durchschnittlich über 20 Stunden.

Doch damit ist die Arbeit nicht getan: Viele Reports sind betriebswirtschaftlich zwar informativ, aber längst nicht spannend und interessant geschrieben. Andere sind sprachlich so komplex, dass sie nur von Finanzexperten verstanden werden können. Aus diesem Grund untersucht das Gutachterteam von Prof. Keller die sprachliche Qualität der Berichte. Darüber hinaus entscheidet die Gestaltung darüber, ob ein Bericht die gewünschte Botschaft vermittelt. Daher wird in einem weiteren Schritt das Design durch Prof. Grosse geprüft. Die von den drei wissenschaftlichen Teams ermittelten besten Geschäftsberichte werden zusätzlich von einer Jury aus hochrangigen Finanzexperten bewertet.

Forschungsteam Baetge