Pressemitteilung upm

Erinnerung an Emigration, Flucht und Ermordung

Wanderausstellung "Jüdische Mathematiker" macht Station an der WWU

Münster (upm), 16. November 2009

Die Ausstellung "Jüdische Mathematiker" ist demnächst an der WWU zu sehen.
Die Ausstellung "Jüdische Mathematiker" ist demnächst an der WWU zu sehen. Foto: Ausstellung

An der WWU ist ab Montag, 23. November, bis zum 9. Dezember 2009 die Wanderausstellung „Jüdische Mathematiker in der deutschsprachigen akademischen Kultur" zu Gast. Sie zeigt die Tätigkeit jüdischer Mathematiker von der rechtlichen und politischen Gleichstellung jüdischer Bürger im 19. Jahrhundert bis zur Verfolgung und Vertreibung im nationalsozialistischen Deutschland. Sie stellt dar, wie im deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik jüdische Mathematiker in allen Bereichen der mathematischen Kultur zunehmend eine tragende Rolle spielten, und sie erinnert an Emigration, Flucht und Ermordung nach 1933.

Die Ausstellung ist im Jahr der Mathematik 2008 zu einer Tour durch Deutschland gestartet. Nach Stationen unter anderem in Frankfurt am Main, Hamburg, Magdeburg und Berlin ist sie nun auf Betreiben des Fachbereichs Mathematik und Informatik sowie der Arbeitsstelle Forschungstransfer an der Universität Münster zu sehen.

Konzipiert wurde die Ausstellung von Wissenschaftlern der Arbeitsgruppe Wissenschaftsgeschichte an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, den Universitäten Mainz und Wuppertal sowie dem Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Frankfurt am Main.

Eine erste Fassung wurde bereits anlässlich der Jahrestagungen der Deutschen Mathematiker-Vereinigung im Herbst 2006 in Bonn und im Frühjahr 2007 in Berlin gezeigt. Mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Telekom Stiftung wurde die frühere Ausstellung anlässlich des Jahrs der Mathematik 2008 in eine neu gestaltete Wanderausstellung überführt. Diese Wanderausstellung gehört zu den Preisträgern im Wettbewerb „Kopf und Zahl" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

In den Jahren nach 1933 (und vereinzelt auch schon davor) setzte eine durch den Nationalsozialismus erzwungene Emigrationsbewegung ein, die nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa umfasste. Sie betraf neben politischen Gegnern vor allem die jüdischen Bürger Deutschlands und der besetzten Staaten. Für die Wissenschaftsgeschichte waren ihre Folgen ohne Beispiel.

Eine der besonders stark betroffenen Disziplinen war die Mathematik. In Deutschland verloren viele jüdische Mathematiker schon 1933 oder kurz danach ihre Arbeitsmöglichkeiten. Wenige Jahre später war auch ihr Leben bedroht. Aber auch in anderen Staaten Europas waren sie nicht lange sicher. Misslang die Flucht oder kam es - aus welchen Gründen auch immer - nicht zur Emigration, drohte in Deutschland und den besetzten Staaten Verhaftung und Tod. In den Aufnahmeländern gelang manchen Geflohenen eine bemerkenswerte neue Karriere, andere dagegen litten ihr Leben lang unter den Verlusten der Vertreibung.

In den Jahrzehnten vor ihrer Vertreibung waren diese Mathematiker dagegen ebenso wie jüdische Mathematiker der vorhergehenden Generationen ein bedeutender Teil der Welt der Mathematik geworden. Der „Aufstieg durch Bildung", der jüdisches Leben im 19. und frühen 20. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum maßgeblich charakterisierte, gelang auch - und in erheblichem Maße - in der Mathematik.

Die Ausstellung „Jüdische Mathematiker in der deutschsprachigen akademischen Kultur" ist vom 23. November bis zum 9. Dezember 2009 im Foyer des Hörsaalgebäudes am Hindenburgplatz 10-12 zu sehen. Sie ist montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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