Pressemitteilung upm

Vatikan unterstützt Buchzensur-Forschung in Münster

Kardinal Levada betont Bedeutung der Archivöffnung vor elf Jahren

Münster (upm), 02. Dezember 2009

Kardinal William Levada, Präfekt der Römischen Kongregation für die Glaubenslehre, hat dem münsterschen Kirchenhistoriker Prof. Dr. Hubert Wolf und dessen „jungem Team" seine anhaltende Unterstützung bei der Erforschung der römischen Buchzensur zugesagt. Schon sein Vorgänger Kardinal Joseph Ratzinger, inzwischen Papst Benedikt XVI., habe die Zusammenarbeit mit der Universität Münster angeregt und gefördert, sagte der Kardinal am Dienstagabend in einer Videobotschaft, die von den Teilnehmern mit anhaltendem Applaus bedacht wurde.

Anlass der Botschaft war der Auftakt der internationalen Tagung „Inquisition und Buchzensur im Zeitalter der Aufklärung" von Hubert Wolfs Langzeitprojekt zur Römischen Inquisition und Indexkongregation der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), die vom 1. bis 4. Dezember 2009 im Alexander-von-Humboldt-Haus in Münster stattfindet.

Die Archive der Glaubenskongregation umfassen die Akten der Römischen Inquisition und der Indexkongregation, die vierhundert Jahre lang - bis in die sechziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts - für die Buchzensur zuständig waren. Die Entscheidung, die Akten im Jahr 1998 der Forschung zugänglich zu machen, geht laut Kardinal Levada unmittelbar auf Papst Johannes Paul II. und Kardinal Joseph Ratzinger zurück. „Dieses Ereignis war nicht nur für Historiker und Archivare wichtig. Es markiert einen bedeutenden Augenblick in der Beziehung zwischen der Kirche und der modernen Welt", sagte der Kardinal. Grundlage der Entscheidung sei die Überzeugung der Kirche gewesen, dass die Wahrheiten des Glaubens und der menschlichen Vernunft in unumgänglicher Harmonie stünden.

Kardinal Levada zufolge kommt dem auf zwölf Jahre angelegten münsterschen Langzeitprojekt unter den Forschungen der vergangenen Jahre eine besondere Bedeutung zu. Es habe zum Ziel, den Wissenschaftlern „unverzichtbare Hilfsmittel" zur Verfügung zu stellen, so der Kardinal. Hubert Wolf und sein Team sammeln unter anderem alle Plakate mit den Buchverboten, Informationen über die Sitzungen von Indexkongregation und Inquisition sowie über die Lebensdaten und die Arbeit der Zensoren. Bisher sind insgesamt 12 Bände mit den Ergebnissen ihrer Grundlagenforschung zum 19. Jahrhundert erschienen.

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