Pressemitteilung upm

Altorientalische Rechtsgeschichte

Kolloquium anlässlich des 100. Geburtstags von Herbert Petschow / Öffentlicher Vortrag

Münster (upm), 08. Februar 2010

Das Institut für Altorientalische Philologie und Vorderasiatische Altertumskunde der WWU veranstaltet vom 10. bis zum 12. Februar ein internationales Kolloquium zum Thema "Neue Forschung zur altorientalischen Rechtsgeschichte - Traditionen, Probleme, Perpektiven". Die Tagung anlässlich des 100. Geburtstages des Keilschriftrechtshistorikers Herbert Petschow findet im Liudgerhaus, Überwasserkirchplatz 3, statt. Am Mittwoch, 10. Februar, hält Prof. Dr. Joachim Oelsner ab 18.30 Uhr einen öffentlichen Abendvortrag zum Thema "Keilschriftrecht in Leipzig. Herbert Petschow als Forscher, Lehrer und Mensch".

Die Tagung führt Altorientalisten, Juristen und Alttestamentler aus dem In- und Ausland zusammen. Die Wissenschaftler wollen vor allem neue Forschungsergebnisse im Bereich der sogenannten Keilschriftrechte und der damit verbundenen 3000-jährigen altorientalischen Gesellschaftsgeschichte präsentieren und auf interdisziplinärer Basis diskutieren. Dabei stehen überlieferte Rechtsquellen zu Themen wie Sklavenarbeit, Heirat, Haftung oder Bürgschaft in verschiedenen Keilschriftsprachen und ihre sozialgeschichtliche Relevanz im Mittelpunkt.

Einen großen Teil des Kolloquiums wird der Diskurs über den "Codex Hammurapi", eine Rechtssammlung König Hammurapis von Babylon (geboren 1810 v. Chr.), einnehmen. Er ist eine der ältesten Gesetzessammlungen der Welt und zugleich eines der besterhaltenen Exemplare der Literatur aus Mesopotamien. Der in drei Teile zersprungene Stein steht heute restauriert im Louvre in Paris. Sein Text ist in Altbabylonisch verfasst. In der Rechtssammlung finden sich viele Passagen zu Themen wie Erbrecht, Bauern, Körperverletzung oder Sklavenhaltung. Der Gesetzescharakter des "Codex Hammurapi" wird heutzutage immer wieder bestritten. Die Beiträge der Tagung weisen aber darauf hin, dass ohne weiteres von einem Gesetz gesprochen werden kann. Entsprechende Argumente aus rechtsvergleichender Sicht wie auch auf der Basis anderer Quellengruppen, etwa Prozessurkunden, werden dazu vorgetragen.

Herbert Paul Hermann Petschow (1909-1991) war ein bekannter deutscher Rechtshistoriker und Altorientalist. Er zeigte am "Codex Hammurapi", dass dessen Paragrafengerüst nicht mit der heutigen Rechtssystematik angegangen werden darf. Einer seiner Schüler war der Philologe Prof. Dr. Hans Neumann, der heute geschäftsführender Direktor des Instituts für Altorientalische Philologie und Vorderasiatische Altertumskunde an der WWU ist.

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