Pressemitteilung upm

Gejagt, gezähmt, geopfert

Studierende erarbeiten Ausstellung über Tiere aus Lateinamerika

Münster (upm), 22. Februar 2010

Dr. Dieter Allkämper, Seminarteilnehmerin Katharina Zink, Christina Henneke und Prof. Dr. Guido Sprenger (beide vom Institut für Ethnologie) präsentieren eines der Ausstellungsstücke.
Dr. Dieter Allkämper, Seminarteilnehmerin Katharina Zink, Christina Henneke und Prof. Dr. Guido Sprenger (beide vom Institut für Ethnologie) präsentieren eines der Ausstellungsstücke. Foto: WWU - Peter Grewer

Wie wird aus Läusen Lippenstift, wofür tragen Heiler Jaguarmasken und warum steht der Frosch für Fruchtbarkeit? Studierende der Kultur- und Sozialanthropologie haben sich im Rahmen eines Seminars am Institut für Ethnologie mit diesen Fragen beschäftigt. Ihre Antworten präsentieren sie jetzt in der Ausstellung "Gejagt, gezähmt, geopfert. Tierdarstellungen aus Lateinamerika", die vom 23. Februar bis zum 28. März im Archäologischen Museum der WWU gezeigt wird.

"Im Laufe der vergangenen zwei Semester haben 20 Studierende die Ausstellung inhaltlich konzipiert und dabei in Gruppenarbeit die verschiedenen Bereiche der Museumsarbeit an einem praktischen Beispiel kennengelernt", sagt Prof. Dr. Guido Sprenger vom Institut für Ethnologie. Mit rund 80 Exponaten ist das Ergebnis dieser Arbeit im Museum der Universität am Domplatz zu sehen: Tonskulpturen, Textilien, Schmuck, Opferschalen sowie großformatige Fotos und zeitgenössische Volkskunst demonstrieren in zehn Sektionen die abwechslungsreiche Tierwelt der indigenen Kulturen.

In Lateinamerika vorkommende Tiere wie das Lama, der Jaguar oder die Cochenille-Laus spielten in der Zeit vor der spanischen Eroberung bis heute in allen Lebensbereichen eine große Rolle. Sie werden gejagt, gezähmt, geopfert. "Ich war beeindruckt davon, welchen Stellenwert Tiere in der Mythologie und dem Alltag der Menschen einnehmen. Beispielsweise ist der Frosch ein Gehilfe des Regengottes, was mich an unseren Brauch des Wetterfrosches erinnert", so Seminarteilnehmerin Katharina Zink.

In der Ausstellung erfahren die Besucher, dass der Frosch in Lateinamerika nicht nur für Regen und Fruchtbarkeit steht, sondern bei den Tairona aus dem Andengebiet auch ein Zeichen weiblicher Sexualität ist. Bis heute symbolisieren die Frösche bei den Nachfahren der Tairona-Kultur einen negativen, gefährlichen Aspekt des weiblichen Geschlechts. Überraschende Bedeutungen finden sich auch bei anderen Tierarten: Der Jaguar ist ein Symbol für Macht und Stärke, der Vogel gilt als Götterbote und das Lama entpuppt sich in der Ausstellung als Alleskönner - als "Eier legende Wollmilchsau".

Die Objekte stammen zum Großteil aus der ethnologisch-archäologisch ausgerichteten Privatsammlung, die der Nordkirchner Sammler Dr. Dieter Allkämper dem ethnologischen Institut für das Ausstellungsprojekt zur Verfügung stellt. "Die Ausstellung im Archäologischen Museum erfordert aufgrund der Besonderheit der Räumlichkeiten eine besonders sorgfältige Konzeption. Dies geschah mithilfe einer kleinen Gruppe von Studierenden und Mitarbeitern des Instituts für Ethnologie", sagt Allkämper über die Präsentation seiner Objekte. Seine Sammlung, die er im Laufe der vergangenen Jahrzehnte aufgebaut hat, bot dem Projekt einen reichhaltigen Fundus, denn sie umfasst heute rund 6000 Objekte aus Lateinamerika. Die Stücke sind sowohl Zeugnisse vergangener Kulturen aus vorspanischer Zeit als auch Belege der gegenwärtigen Volkskunst und ermöglichen somit einen umfassenden Einblick in das künstlerische und handwerkliche Schaffen der Kulturen Lateinamerikas.

Die Ausstellung ist jeweils dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr und samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Eine kostenlose Führung findet jeweils sonntags um 16 Uhr statt.

Weitere Informationen zur Ausstellung.