Pressemitteilung upm

Für die Sicherheit von Lebensmitteln

Nordrhein-westfälische Lebensmittelchemiker tagen an der Universität Münster

Münster (upm), 17. März 2010

Die Sicherheit von Lebensmitteln ist für alle Verbraucher essenziell. Aber können sich Konsumenten immer darauf verlassen, dass einwandfrei ist, was auf dem Teller landet? Gibt es Manipulationen und Betrug? Enthalten Lebensmittel giftige Rückstände, und wie kann man diese überhaupt nachweisen? Mit solchen Fragen rund um den Verbraucherschutz beschäftigten sich rund 200 nordrhein-westfälische Lebensmittelchemiker, die im Regionalverband NRW der Lebensmittelchemischen Gesellschaft zusammengeschlossen sind, am Mittwoch, 17. März, bei einer Tagung an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU).

Forscher der WWU um Prof. Dr. Hans-Ulrich Humpf stellten ein neues Analyseverfahren vor, mit dem der Gehalt von Mutterkorn in Roggen und Roggenprodukten nachgewiesen werden kann. Die Untersuchung auf Mutterkorn ist oberstes Gebot, da die in diesem Getreidepilz enthaltenen Alkaloide in höheren Konzentrationen gesundheitsschädlich sein können. Führten die in früheren Zeiten häufigen Vergiftungen durch Mutterkornalkaloide zu schwersten Erkrankungen, sind selbst in Zeiten wirksamer Pflanzenschutzmittel sorgfältige Kontrollen notwendig, um Gesundheitsgefährdungen zu vermeiden. Dazu reichen Untersuchungen der äußeren Eigenschaften der Lebensmittelproben nicht aus. Vielmehr bieten sich chemische Analysenverfahren an, wie die an der Universität Münster entwickelte Methode zur Bestimmung der Ricinolsäure als Indikator für Mutterkorngehalte in Roggen und Roggenprodukten. Mit dieser neuen Methode konnte unter anderem nachgewiesen werden, dass der Anteil an Mutterkornalkaloiden im Mehl mit steigendem Ausmahlungsgrad ansteigt.

Provokant hörte sich der Vortrag des Leiters des Chemischen Untersuchungsamtes Hagen, Dr. Christian Gertz, an: „Legalisierter Betrug in der EU: Olivenöl". Die in der EU derzeit gültigen Rechtsnormen zur Beurteilung und Untersuchung von Olivenöl sind zum Teil mehr als 20 Jahre alt. Doch die Technologie der Ölherstellung und andere Methoden haben sich seitdem weiterentwickelt. Die in einer Verordnung festgelegten Untersuchungsmethoden sind nicht mehr geeignet, Herkunft und Qualität zu prüfen und Manipulationen zu entdecken. Somit werden heute gleichsam durch die gesetzlich vorgeschriebenen Analysenverfahren Manipulationen und Verfälschungen legalisiert, obwohl neue Verfahrensweisen es jedem gut ausgestatteten Labor erlauben würden, schnell und aussagekräftig Olivenöl auf Identität, Herkunft und Qualität zu untersuchen.

Prof. Dr. Uwe Karst vom Institut für Analytische Chemie der Universität Münster sprach in einem öffentlichen Abendvortrag über das Thema „Speziationsanalytik - ein wichtiges Werkzeug im Dienste des Verbraucherschutzes". Diese Analysemethode berücksichtigt, dass die Wirkung eines chemischen Elements sehr von dessen chemischer Bindungsform abhängig sein kann. Von der Bindungsform ist wiederum die Bioverfügbarkeit abhängig. Diese Abhängigkeiten spielen zum Beispiel bei Nahrungsergänzungsmitteln eine sehr wichtige Rolle. Der Referent wurde im vergangenen Jahr mit einem der bedeutendsten Preise für analytische Chemie ausgezeichnet - mit dem Fresenius-Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker.