Pressemitteilung upm

Abschied von einem engagierten Kirchenhistoriker

Prof. Dr. Wolf-Dieter Hauschild starb im Alter von 68 Jahren

Münster (upm), 23. März 2010

Prof. Dr. Wolf-Dieter Hauschild
Prof. Dr. Wolf-Dieter Hauschild Foto: privat

Abschied von einem universalen Kirchenhistoriker: Prof. Dr. Wolf-Dieter Hauschild ist am 17. März 2010 im Alter von 68 Jahren gestorben. Wolf-Dieter Hauschild, der bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2006 als Professor für Kirchengeschichte an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster tätig war, war nicht nur ein weltweit anerkannter Forscher sowie ein engagierter Lehrer und Prediger. Er galt auch als nobler und verlässlicher Kollege, der sich große und bleibende Verdienste um seine Fakultät, seine Universität und um die Erforschung der Kirchen- und Theologiegeschichte erworben hat.

Wolf-Dieter Hauschild kam am 7. August 1941 in Lübeck zur Welt. Mit der Studie "Die Pneumatomachen. Eine Untersuchung zur Dogmengeschichte des vierten Jahrhunderts" wurde er 1967 promoviert. Seitdem bildete die altkirchliche Dogmengeschichte für den international erfolgreichen Gelehrten einen wesentlichen Schwerpunkt seiner Forschungsarbeit. 1971 habilitierte er sich in München mit der Untersuchung "Gottes Geist und der Mensch. Studien zur frühchristlichen Pneumatologie". Von 1974 bis 1977 wirkte Hauschild als Oberkirchenrat in der Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche in Deutschland in Hannover, danach als Professor für Kirchengeschichte in München (1977 bis 1982), Osnabrück (1982 bis 1984) und Münster (1984 bis 2006). Neben der Patristik, für die er in Münster als Leiter der Forschungsstelle Gregor von Nyssa sowie der Patristischen Arbeitsstelle der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften wesentliche Institutionen etablieren konnte, zählten die Reformationsgeschichte, insbesondere die Edition und Erforschung des Werks von Johannes Bugenhagen (1485 bis 1558), sowie die kirchliche Zeitgeschichte zu Wolf-Dieter Hauschilds Forschungsschwerpunkten.

Die Verbundenheit, die er zeitlebens zu seiner Geburtsstadt bewahrt hat, fand in der von ihm 1981 vorgelegten "Kirchengeschichte Lübecks" ihren eindrucksvollen Niederschlag. Wolf-Dieter Hauschild war unter anderem Vorsitzender der Historischen Kommission des Deutschen Nationalkommitees des Lutherischen Weltbundes, Mitherausgeber der Zeitschrift "Saeculum", Mitglied der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für kirchliche Zeitgeschichte und Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften. Ungeachtet der zahlreichen wissenschaftlichen und kirchlichen Verpflichtungen, die Hauschild übernommen hatte, glückte ihm in den späten Jahren seiner Lehr- und Forschungstätigkeit ein besonderer Erfolg: Sein konkurrenzloses "Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte" hat das altehrwürdige "Kompendium der Kirchengeschichte" Karl Heussis endgültig antiquiert.

In der distinguierten Liebenswürdigkeit des Kirchenhistorikers Wolf-Dieter Hauschild verbanden sich auf glückliche Weise lübisch-hanseatischer Geist und die Liberalität eines weltläufigen Luthertums. 1998 gab er den gewichtigen Sammelband "Profile des Luthertums. Biographien zum 20. Jahrhundert" heraus. Der überragend gelehrte akademische Lehrer wurde von Freunden, Kollegen und Schülern als ein Meister seines Fachs verehrt.