Pressemitteilung upm

Hingefallen und wieder aufgestanden

Chef für einen Tag: WWU-Rektorin Ursula Nelles diskutierte mit Schülerinnen des Mariengymnasiums

Münster (upm), 05. Mai 2010

Die Schülerinnen des Grundkurses Sozialwissenschaften der münsterschen Marienschule hatten viele Fragen an die Rektorin der WWU, Prof. Dr. Ursula Nelles.
Die Schülerinnen des Grundkurses Sozialwissenschaften der münsterschen Marienschule hatten viele Fragen an die Rektorin der WWU, Prof. Dr. Ursula Nelles. Foto: WWU - Peter Grewer
Gab den Schülerinnen zwei Stunden lang Auskunft über wichtige Führungsprinzipien, die Organisation ihres Privatlebens und dei Schwierigkeiten von Frauen in Top-Positionen: Prof. Dr. Ursula Nelles.
Gab den Schülerinnen zwei Stunden lang Auskunft über wichtige Führungsprinzipien, die Organisation ihres Privatlebens und dei Schwierigkeiten von Frauen in Top-Positionen: Prof. Dr. Ursula Nelles. Foto: WWU - Peter Grewer

Sie wollen es wissen, unbedingt sogar, die Schülerinnen der 12. Klasse des münsterschen Mariengymnasiums: Bedeutet es mehr Last oder Lust, Chef eines Großunternehmens oder einer Institution zu sein? Wie viel Privatleben bleibt im Wochenrhythmus einer Managerin oder eines Geschäftsführers übrig? Und wie oft kommt so etwas wie Reue auf, wenn man an einem gewöhnlichen Montagmorgen mal wieder auf seinen mit 70 Arbeitsstunden aufgefüllten Wochenkalender blickt? Mit ihrer ersten Bewerbung für die Aktion "Chef für einen Tag", ausgelobt vom Finanzmagazin "Focus Money", blitzte der Grundkurs Sozialwissenschaften der Jahrgangsstufe 12 vor einem Jahr ab - der jetzige, zweite Versuch war dagegen erfolgreich. Ihr "Gewinn": Knapp zwei Stunden lang stand die Rektorin der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster, Prof. Dr. Ursula Nelles, am heutigen Vormittag (Mittwoch, 5. Mai) den Schülerinnen zu allen Fragen rund um die Themen Führungsqualitäten, Frauenquoten oder Studienempfehlungen Rede und Antwort. Im Gegenzug wird eine der Schülerinnen im Herbst für einen Tag den Stuhl der Hochschul-Chefin im Schloss, Hauptsitz der Uni-Verwaltung, einnehmen. "Die wichtigste Hürde mit Blick auf Führungsfähigkeiten haben Sie bereits genommen", betonte Rektorin Ursula Nelles im Klassenraum der Marien-Schülerinnen, als sie vom Scheitern der ersten Bewerbung hörte. "Sie sind hingefallen, aber auch wieder aufgestanden."

Fast 200 Schulen hatten sich in diesem Jahr bundesweit für eine Teilnahme an der Aktion beworben. Acht Unternehmen hatten sich zuvor bereit erklärt, ihren jeweiligen Top-Posten für 24 Stunden zugunsten eines Schülers oder einer Schülerin abzugeben - beispielsweise Edeka, Europcar, Fraport und als einzige Hochschule die WWU. Auch einige Schulen aus Münster und Umgebung warfen ihren Bewerbungs-Hut in den "Focus-Money"-Ring: Die Klasse 12 von Kursleiterin Piroschka Haenlein lieferte mit einem pfiffigen Fünf-Minuten-Film, der die Klasse mal wilhelminisch-streng, mal zickig und mal in ihrem Normalzustand wiedergab, einen bemerkenswert kreativen Teilnahme-Antrag ab. "Allein die Bewerbung war ein Erlebnis", betonte Piroschka Haenlein. "Und jetzt hoffen wir natürlich darauf, dass wir alle etwas dazulernen können, was uns sonst wohl nicht möglich wäre."

Ursula Nelles versprach's und hielt offenkundig Wort - die Schülerinnen, Schulleiter Arno Fischedick und Kursleiterin Haenlein hatten sicht- und hörbar Spaß an der außergewöhnlichen Lehr- und Fragestunde. Nicht zuletzt weil, wie Jura-Professorin Ursula Nelles gestand, dann und wann durchaus die Notwendigkeit besteht, als Rektorin einer der größten deutschen Hochschulen "die strenge Mutter zu geben"... Das Eis war endgültig gebrochen, die Neugier der Schülerinnen geweckt. Eine Auswahl:

Was sind Ihre wichtigsten Führungsprinzipien? "Fairness, Transparenz und Verlässlichkeit."

Haben Sie bei der Fülle an Aufgaben überhaupt noch ein Privatleben? "Aber sicher: Im Stile reiner Vernunft lässt sich alles organisieren."

Ist es auch heute noch für Frauen schwerer als für Männer, Karriere zu machen? "Das ist tatsächlich so. Ich halte es, ehrlich gesagt, für eine Frechheit, Frauen bestimmte Kompetenzen abzuerkennen. Ich kann allen Frauen nur empfehlen, auch von Männern zu lernen - beispielsweise Niederlagen sportlich zu nehmen. Im Übrigen sollten Sie typisch männliche Verhaltensformen sehr genau beobachten und ,sozusagen männisch‘ lernen - das kann man wie Englisch lernen."

Welcher Eigenschaften bedarf es, um eine Top-Position zu erobern? "Sie brauchen Leidenschaft und müssen wach sein, wenn die Chance da ist. Ich kenne keine Probleme - ich kenne nur Herausforderungen, die ich umgehend zu lösen versuche. Schließlich gilt noch immer: Erfolge produzieren Erfolge."

Muss man eine akademische Laufbahn einschlagen, um besonders erfolgreich zu sein? "Es hilft. Aber achten Sie nicht nur auf Ihre Zeugnisse - erarbeiten Sie sich auch bestimmte Kompetenzen, für die es keine Noten gibt."

Die erste Hürde haben die Marien-Schülerinnen übersprungen. Es folgen weitere Prüfungen und Tests, die den jungen Damen vieles abverlangen werden, bis feststeht, wer von ihnen die WWU einen Tag lang lenken wird: beispielsweise eine Art Wissens- und Intelligenztest, ein Lebenslauf unter besonderer Berücksichtigung von Nachweisen für die Übernahme von Verantwortung, eine zweistündige Simulation einer kniffligen Situation in einem fiktiven Unternehmen sowie ein intensives persönliches Gespräch der beiden Finalistinnen mit den Experten der Unternehmensberatung "Odgers Berndtson". Immerhin, das Ambiente wird stimmen: Das Chefcasting wird Ende September im luxuriösen "Kempinski Hotel Gravenbruch" bei Frankfurt über die Bühne gehen.

Norbert Robers