Pressemitteilung upm

Immer weiter Richtung Westen

Mit seinem Buch über die Baugeschichte der Universität schließt der Kunsthistoriker Jörg Niemer "eine echte Lücke"

Münster (upm), 11. Mai 2010

Jörg Niemer hat etwas geschafft, was nur wenigen Autoren vergönnt ist beziehungsweise gelingt: Der promovierte Kunsthistoriker hat, wie die Leiterin des Universitäts-Archivs, Dr. Sabine Happ, betont, eine "echte Lücke" geschlossen. "Vom Domplatz zum Schloss" hat der 42-Jährige sein im Aschendorff-Verlag erschienenes Werk überschrieben, das auf 272 Seiten und mit zahlreichen Fotos, Grundrissen und hochinteressanten Entwürfen erstmals die Baugeschichte der Universität Münster von der Gründung im Jahr 1780 bis zum Abschluss des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg schildert. Das Buch ist gleichzeitig der dritte Band in der 2008 aufgelegten Reihe der Veröffentlichungen des Universitäts-Archivs Münster.

Mit dem Bau des Chemischen Instituts begann Ende des 19. Jahrhunderts die Universität damit, sich über die Aa hinaus in Richtung Westen auszubreiten. Der Bau der ersten drei Kliniken ab 1915 löste Niemer zufolge schließlich eine wahre "Sogwirkung" auf weitere universitäre Bauten aus. Heute wird in rund 220 Gebäuden gelehrt, gelernt und geforscht - die Baugeschichte der Universität ist demzufolge auch eine Baugeschichte der Stadt Münster.

Heute ist es das ehemalige Residenzschloss von Johann Conrad Schlaun, das im Zentrum der Westfälischen Wilhelms-Universität steht. Aber dazu entwickelte es sich erst mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als der damalige Landeskonservator Rave die bereits bereit stehenden Bulldozer in letzter Minute stoppte und dem Rektor der Universität den Wiederaufbau des weitgehend zerstörten Schlosses als Kolleg-Gebäude empfahl. Der eigentliche Kern der Universität hatte zuvor rund um die Petrikiche in der Nähe des Domplatzes gelegen, als ein mehr oder weniger geschlossenes Universitäts-Quartier.

Jörg Niemer erinnert aber auch an den einen oder anderen "Blütentraum": etwa an die 1931 vorgelegten, aber nie realisierten Pläne für eine großflächige "Universitätsstadt" zwischen der Torminbrücke und den Unikliniken. "Wäre es tatsächlich so gekommen", betont der Autor, "hätten alle Architektur- und Bauhaus-Freunde heute eine Pilgerstätte mehr." Es kam anders - und so entwickelte sich die Universität Münster zu einer im gesamten Stadtbild verankerten Hochschule mit zahlreichen markanten Gebäuden, die nicht zuletzt deswegen äußerst beliebt ist.