Pressemitteilung upm

Gottes Gesicht in der Dunkelheit

Vortrag zu Gott in Auschwitz aus jüdisch-feministischer Perspektive

Münster (upm), 22. Juni 2010

Prof. Dr. Melissa Raphael von der britischen University of Gloucestershire hat in ihrem Buch „The Female Face of God in Auschwitz. A Jewish Feminist Theology of the Holocaust" (London - New York 2003) erstmals eine Theologie formuliert, die sich aus jüdischer und feministischer Perspektive mit der Frage nach Gott in Auschwitz auseinandersetzt. Am Dienstag, 29. Juni, wird sie darüber auf Einladung der Katholisch-Theologischen Fakultät der WWU Münster um 16.15 Uhr im Hörsaal KThS III, Johannisstr. 8-10, sprechen.

Im Gegensatz zu Positionen, die von der Abwesenheit Gottes während des Massenmords an den Jüdinnen und Juden Europas ausgehen, schlägt Melissa Raphael eine andere Sichtweise vor: In autobiographischen Texten von Auschwitz-Überlebenden entdeckte sie, dass viele Frauen für andere Frauen sorgten, soweit es bei den menschenunwürdigen Umständen möglich war. Diese Handlungen interpretiert Raphael als Bilder für Gottes Anwesenheit im Leiden dieser Jüdinnen. Damit bezieht sie sich auf die Vorstellung der „Shekinah", die in der jüdischen Tradition für die weibliche, der Welt innewohnende Gestalt Gottes steht. Demnach wäre der Prozess der Erlösung der Welt in Auschwitz nicht außer Kraft gesetzt gewesen, sondern trotz Auschwitz weitergegangen.

Der Vortrag wird auf Englisch gehalten, aber mit einer deutschsprachigen Einleitung und einem ebensolchen Thesenpapier versehen. Im Anschluss an den Vortrag wird der Inhalt auf Deutsch zusammengefasst. Auch wird es die Gelegenheit geben, Fragen auf Deutsch zu stellen; sowohl die Fragen als auch Melissa Raphaels Antworten werden übersetzt.

Katholisch-Theologische Fakultät